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Der Papst plant eine Versöhnungsmesse mit Guerilleros und deren Opfern.
© Henry Romero, Reuters

Papstbesuch in Kolumbien: Vor einer Friedensmission

Das Kirchenoberhaupt stärkt Hoffnungen auf Aussöhnung nach einem 50-jährigen Bürgerkrieg. Aber seine Reise stößt auch auf Kritik.

Es wird keine leichte Reise, wenn Papst Franziskus an diesem Mittwoch in Kolumbien eintrifft. Denn er besucht ein versehrtes und polarisiertes Land. Vor wenigen Monaten hat die kolumbianische Regierung mit der marxistischen Farc-Guerilla einen blutigen Konflikt beendet, der mehr als 50 Jahre dauerte. Der Krieg forderte rund 250.000 Tote, zwang Millionen Menschen zur Flucht. Nun versucht Kolumbien Frieden zu finden, was sich als schwierig erweist. Die Kokain-Produktion erreicht neue Rekorde, die Regierung tut wenig gegen die soziale Ungleichheit, und die rechte Opposition kämpft wütend gegen das Friedensabkommen an.

Argwohn in konservativen Kreisen

„Natürlich will Franziskus in dieser Situation den Friedensprozess unterstützen“, sagt der Kardinal von Bogotá, Rubén Salazar, in seiner Residenz im Herzen der kolumbianischen Hauptstadt. Für Salazar – Präsident des lateinamerikanischen Bischofsrates CELAM – spielt es dabei keine unerhebliche Rolle, dass Franziskus Argentinier und damit Lateinamerikaner ist. Er könne einen direkten Draht zu den Kolumbianern aufbauen, bei denen er durch seine spontane Art große Sympathie genieße. Dieser Papst habe die Kirche, die erstarrt gewesen sei, wieder geöffnet, sagt Salazar. Er habe eine Revolution bewirkt.

Das sehen freilich nicht alle positiv. Das rechte Lager in Kolumbien betrachtet Papst Franziskus mit Argwohn und hält ihn wegen seines Einsatzes für die Armen für einen verkappten Kommunisten – ein Vorwurf, den man heute in konservativen Kreisen in ganz Lateinamerika hört. Franziskus wird dort mit der Befreiungstheologie assoziiert, die einst den revolutionären Kampf für mehr soziale Gerechtigkeit forderte.

Symbole sind wichtig

Die rechte Opposition wird angeführt von Ex-Präsident Àlvaro Uribe, dessen Partei Centro Democrático das Friedensabkommen mit der Farc-Guerilla am liebsten wieder aufkündigen würde. Den Auftritten des Papstes, bei denen auch Kolumbiens Präsident und Friedensnobelpreisträger Manuel Santos anwesend sein wird, will Uribe demonstrativ fern bleiben. Es sind seine Anhänger, die den Papst in sozialen Netzwerken als „falschen Propheten“ und „Freund von Schwulen und Terroristen“ bezeichnen.

Franziskus macht unterdessen deutlich, dass er politisch ganz woanders steht als der konservative Johannes Paul II., der Kolumbien 1986 als letzter Papst besucht hatte. Denn immer geht es bei solch einer Reise natürlich auch um Symbolik.

Von klarer Symbolik sind auch die Stationen, die Franziskus ausgesucht hat. Neben Bogotá wird er in der Provinzstadt Villavicencio eine „Versöhnungsmesse“ halten, bei der sowohl Kriegsopfer als auch Ex-Guerilleros anwesend sein sollen. Er reist außerdem nach Medellín, wo 1968 die Befreiungstheologie mit aus der Taufe gehoben wurde. Zuletzt wird er in Cartagena auf soziale Ungerechtigkeit hinweisen. In der sozial und ethnisch tief gespaltenen Stadt an der Karibikküste ehrt er den Heiligen Pedro Claver, der sich im 17. Jahrhundert für die schwarzen Sklaven einsetzte.

Kirche genießt Vertrauen

Inwiefern der schleppende Friedensprozess durch den Papstbesuch eine neue Dynamik bekommt und ob Franziskus auch etwas zur Krise im Nachbarland Venezuela sagen wird, ist schwer abzusehen. Allerdings gilt auch, was Pater Michael Heinz, Geschäftsführer des bischöflichen Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat, sagt – dass die Kirche letztendlich die einzige Institution sei, der alle Seiten vertrauten: Ex-Guerilleros, Regierung, Kriegsopfer und der überwiegende Teil der Bevölkerung. Rechten Scharfmachern zum Trotz.

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