Priestermangel in katholischer Kirche: Papst Franziskus wird Zölibat vorerst nicht lockern
Papst Franziskus hat eine Empfehlung von Bischöfen zur Lockerung des Zölibats nicht aufgegriffen. Auch Weiheämter für Frauen wird es nicht geben.
Papst Franziskus stellt keine Öffnung der katholischen Kirche gegenüber verheirateten Priestern in Aussicht. In seinem Lehrschreiben zur Amazonas-Bischofssynode vermeidet der Pontifex eine klare Aussage über die Zulassung von verheirateten Männern zur Weihe in der Amazonas-Region. Auch beim Thema Frauen zeigt Franziskus keine Schritte in Richtung Weihe zu Diakoninnen auf.
Beim Reformprozess in Deutschland geht es auch ums Zölibat
Das Dokument "Querida Amazonia" (Geliebtes Amazonien) wurde am Mittwoch im Vatikan vorgestellt. Es folgt auf das Bischofstreffen im Oktober im Vatikan. Damals hatte sich die Mehrheit der Teilnehmer für die Weihe von verheirateten Männern in Ausnahmefällen in der Regenwaldregion ausgesprochen, um dort den akuten Priestermangel zu bekämpfen. Über den Zölibat war ein Streit zwischen Konservativen und Modernisierern entbrannt. Das eigentliche Thema der Synode - die Umweltzerstörung im Amazonasgebiet - geriet dabei in den Hintergrund.
Franziskus' Schreiben wird auch Auswirkungen auf den Synodalen Weg in Deutschland haben. Denn bei dem Reformprozess soll es ebenfalls um Zölibat und Frauen gehen. Viele Gläubige erhoffen sich dabei eine Öffnung der Kirche. Erst am Dienstag hatte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, seinen Rücktritt angekündigt. Marx gilt als Treiber der Reform.
Franziskus nimmt auf die Debatte um den Zölibat keinen Bezug und erwähnt nicht einmal den Begriff. In der abgelegenen Amazonasregion kann manchmal sogar nur ein Mal im Jahr die Heilige Messe gefeiert werden, weil es keine Priester gibt.
Papst Franziskus fordert mehr Laien einzubinden
Franziskus betonte, dass ein Weg gefunden werden muss, "um diesen priesterlichen Dienst zu gewährleisten". Er plädiert dafür, Laien mehr einzubinden. Laien könnten "das Wort verkünden, unterrichten, ihre Gemeinschaften organisieren, einige Sakramente feiern" - aber sie können nicht die Eucharistie feiern und die Beichte abnehmen. Das sei nur dem Priester vorbehalten. Lateinamerikanische Bischöfe sollten mehr Menschen ermutigen, Priester zu werden, und sie dazu bewegen, ins Amazonasgebiet zu gehen - statt in Länder wie die USA abzuwandern.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, erwartet trotz des Verzichts von Papst Franziskus auf eine Stellungnahme zum Zölibat eine Fortsetzung der Debatte über die verpflichtende Ehelosigkeit der Priester. "Die Antwort bleibt offen, das ist richtig", sagte Marx am Mittwoch in Bonn zu dem vom Vatikan vorgestellten Abschlussdokument der Amazonassynode. In dieser hatte eine Zweidrittelmehrheit der Synodalen Ausnahmen vom Pflichtzölibat befürwortet, der Papst nahm dies im Abschlussdokument zur Synode aber nicht auf.
Für Kardinal Marx ist Thema Zölibat weiter auf dem Tisch
Marx sagte, das Papier entspreche damit dem, was der Papst auch sonst mache. Er wolle Prozesse des Denkens anregen. Denn es gehe hier auch um ein grundsätzliches Problem, das über die Amazonasregion hinaus reiche. "Ich habe nicht den Eindruck, wenn ich das lese, dass der Papst das Thema vom Tisch nimmt", sagte Marx.
Der argentinische Papst ruft in seinem Dokument zwar zu mehr Frauen in Führungspositionen auf - eine Weihe für geistliche Ämter kommt für ihn aber nicht infrage. Der Blick "auf funktionale Strukturen" wäre ein "Reduktionismus" und "würde uns zu der Annahme veranlassen, dass den Frauen nur dann ein Status in der Kirche und eine größere Beteiligung eingeräumt würden, wenn sie zu den heiligen Weihen zugelassen würden".
Papst: Frauen leisten ihren Beitrag zur Kirche auf eigene Weise
Dies würde zu einer "Klerikalisierung der Frauen" führen. "Die Frauen leisten ihren Beitrag zur Kirche auf ihre eigene Weise und indem sie die Kraft und Zärtlichkeit der Mutter Maria weitergeben."
Frauen sollten "eine zentrale Rolle in den Amazonasgemeinden spielen, Zugang zu Aufgaben und auch kirchlichen Diensten haben, die nicht die heiligen Weihen erfordern, und es ihnen ermöglichen, ihren eigenen Platz besser zum Ausdruck zu bringen". Ein Bischof müsse sie zu solch einem Dienst beauftragen. "Das bedeutet auch, dass Frauen einen echten und effektiven Einfluss in der Organisation, bei den wichtigsten Entscheidungen und bei der Leitung von Gemeinschaften haben, ohne dabei jedoch ihren eigenen weiblichen Stil aufzugeben."
Papst enttäuscht katholische Frauen mit seinem Schreiben
Die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) hat das Papstschreiben zur Amazonas-Synode als enttäuschend bezeichnet. "Das vorliegende Papier ist ein herber Schlag für alle Frauen, die auf ein starkes Signal zur Gleichberechtigung in der katholischen Kirche gehofft haben", sagte die Theologin und stellvertretende kfd-Bundesvorsitzende Agnes Wuckelt am Mittwoch in Düsseldorf. Sie nannte es "unerträglich, dass die Amtskirche weiterhin Frauen gleiche Rechte abspricht und sie aus biologistischer Argumentation heraus zu Dienstleisterinnen degradiert".
Einerseits würdige Papst Franziskus das Engagement von Frauen. Andererseits werfe er ihnen indirekt Machtgier vor, "weil die Frauen einfordern, dass ihre gepriesenen Charismen und ihr Einsatz für eine lebendige Kirche mit einer Weihe anerkannt werden". Damit werde offenbar, dass die Frauenfrage eine Machtfrage darstelle, so Wuckelt weiter. Frauen seien bereit, "mit ihren Berufungen und Fähigkeiten aus ihrem leidenschaftlichen Glauben heraus das einzubringen, was die Kirche dringend braucht: Die Verkündigung des Evangeliums in Wort und Tat." Hinter diesen Überzeugungen stehe die tiefe Überzeugung, "dass Gott die Menschen gleich und berechtigt geschaffen hat", betonte die stellvertretende kfd-Bundesvorsitzende. (dpa, KNA)