Bürgerkrieg in Syrien: Opposition wirft Regierung Giftgaseinsatz mit 1300 Toten vor
Nahe der syrischen Hauptstadt Damaskus sollen Regierungstruppen einen Chemiewaffen-Angriff verübt haben, bei dem 1300 Menschen ums Leben gekommen sein sollen.
Syriens Opposition hat den Regierungstruppen vorgeworfen, bei einem Großangriff mit Chemiewaffen nahe der Hauptstadt Damaskus ein Massaker mit 1300 Toten verübt zu haben. Der Angriff habe allen Hoffnungen auf eine politische Lösung den „Todesstoß versetzt“, sagte George Sabra von der Syrischen Nationalen Koalition am Mittwoch im türkischen Istanbul. Während die syrische Armee die Vorwürfe vehement bestritt, erhöhte der Westen auf Ebene der Vereinten Nationen den Druck.
Sabra warf der Weltgemeinschaft Komplizenschaft vor. „Nicht nur das Regime tötet uns und unsere Kinder“, sagte er. „Die Unentschlossenheit der USA tötet uns, das Schweigen unserer Freunde tötet uns, die Vernachlässigung durch die internationale Gemeinschaft tötet uns“, führte er aus. Neben der Nationalen Koalition berichteten auch andere Oppositionsgruppen über den Einsatz in der Region Ghuta, wo sich viele Rebellen aufhalten.
Der syrische Revolutionsausschuss spricht von einem "furchtbaren Massaker"
Der allgemeine syrische Revolutionsausschuss sprach von einem „furchtbaren Massaker“ und veröffentlichte Videos, die den Angriff belegen sollten. In den Videos waren dutzende Leichen zu sehen sowie Kinder in Atemnot, die in einem Krankenhaus mit Sauerstoff behandelt wurden.
„Völkermord“, rief ein Mann in einem Video und schrie nach seinen Eltern. Aktivisten zufolge waren die örtlichen Krankenhäuser hoffnungslos überfüllt. Der Revolutionsausschuss und auch das Rebellennetzwerk Volkskomitees für Koordination berichteten von hunderten Toten. Auch die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte in London sprach von zahlreichen Toten. Zu den Giftgasvorwürfen äußerte sie sich nicht.
Syriens Nachrichtenagentur weist die Vorwürfe zurück
Syriens amtliche Nachrichtenagentur Sana wies die Vorwürfe hingegen als „völlig falsch“ zurück. Dies sei vielmehr ein Versuch, die derzeit in Syrien tätigen UN-Chemiewaffenexperten von der Erfüllung ihrer Aufgabe abzuhalten. Auch die Armee wies die Vorwürfe in einer Mitteilung zurück. Unterstützt wurde die syrische Führung erneut von Russland, einem ihrer letzten Verbündeten. Die Vorwürfe, es seien Chemiewaffen eingesetzt worden, seien eine „vorsätzliche Provokation“, erklärte das Außenministerium in Moskau.
EU-Länder fordern Einschreiten der UN-Experten
Mehrere europäische Länder forderten ein Einschalten der UN-Experten, die derzeit in Syrien früheren Berichten über Giftgaseinsätze nachgehen. Die Inspekteure müssten „umgehend“ Zugang zu den fraglichen Orten erhalten, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amts in Berlin. Auch die Regierungen der USA, Frankreichs und Großbritanniens sowie die Arabische Liga verlangten einen sofortigen Zugang der Experten nach Ghuta. Syriens Oppositionschef Ahmad Dscharba und Saudi-Arabien verlangten eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats.
Die Sitzung wurde kurze Zeit später unter anderem von Washington, Paris und London beantragt und sollte noch am Abend stattfinden. Ein UN-Sprecher gab zudem an, die Experten in Syrien verhandelten mit der Führung in Damaskus über eine Untersuchung in Ghuta. (AFP)
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