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Demonstration für Chelsea Manning
© Reuters/Elijah Nouvelage

US-Wikileaks-Informantin: Obamas Gnade könnte Manning inneren Frieden bringen

Chelsea Manning galt noch als Mann, als sie 2010 vertrauliche Militär-Dossiers weitergab und zu 35 Jahren Haft verurteilt wurde. Im Mai kommt sie frei. Eine Analyse.

Dieser Gnadenakt rettet ein Menschenleben, das ist keine Übertreibung. Chelsea Manning hat zwei Selbstmordversuche hinter sich. Man kann allenfalls erahnen, unter welchem seelischen und körperlichen Druck ein Mensch steht, der als Mann geboren wurde, sich aber als Frau fühlt und seit Jahren in einem Männergefängnis leben muss.

Nun hat US-Präsident Barack Obama kurz vor Amtsende sein Recht ausgeübt, Verurteilte zu begnadigen oder, wie hier, ihr Strafmaß zu kürzen. Manning hatte eine exzessive Strafe von 35 Jahren Gefängnis erhalten und kommt nun Mitte Mai nach mehr als sechs Jahren Haft frei.

Das Bagdad-Video machte Wikileaks bekannt

Mannings politische Wirkung ist mit der Edward Snowdens vergleichbar. Die 2010 „geleakten“ Unterlagen trugen Wikileaks Heldenstatus ein – freilich nur in Europa. In den USA galten Leute wie er als Verräter. Chelsea hieß damals noch Bradley, half als 22 Jahre alter Gefreiter in einer Datenbank des US-Militärs im Irakeinsatz aus und lud vertrauliche Dokumente herunter: das „Bagdad“-Video, das die Tötung von zwei Journalisten bei einem Gefecht in Bagdad 2007 aus der Perspektive des Kampfhubschraubers zeigte, samt dem menschenverachtenden Wortwechsel der Soldaten im Cockpit; Dokumente über Menschenrechtsverletzungen in den Kriegen in Afghanistan und im Irak; und 250.000 Berichte amerikanischer Diplomaten mit teils wenig schmeichelhaften Bewertungen ihrer Gastländer und deren Spitzenpolitiker.

Manche Informationen waren weniger für die USA peinlich als für ihre Partner. Es bestätigte sich, zum Beispiel, die doppelbödige Politik vieler arabischer Staaten. Öffentlich predigen sie muslimische Solidarität, hinter den Kulissen jedoch drängten die Saudis die USA zu Militärschlägen gegen den Iran.

Snowden bat um Gnade für Manning

Eine so starke Persönlichkeit wie Snowden war Manning nie. Snowden war sich der Konsequenzen bewusst, als er die weltweiten digitalen Überwachungsprogramme der US-Geheimdienste mit Hilfe der „Washington Post“ und des „Guardian“ publizierte. Er wusste, dass dies die Wahl zwischen Exil oder Gefängnis bedeutete. Er hält das aus, bis heute. Und er bat Obama um Gnade für Manning.

Manning war der Lage, in die sie sich gebracht hatte, nicht gewachsen. Sie vertraute sich nach dem Leaken einem Chatpartner im Internet an, den sie persönlich nicht kannte. Der verriet sie an die US-Behörden. Erst in Freiheit wird Chelsea die Operationen vornehmen können, die sie auch äußerlich zur Frau machen. Und ihr hoffentlich inneren Frieden schenken.

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