Rassismus in den USA: Obama beschwört Einheit der Nation - neue Gewalt gegen Polizisten
US-Präsident Obama versucht die Bürger nach den Polizistenmorden von Dallas zu beruhigen. Bei Protesten gegen Polizeigewalt werden aber wieder Polizisten attackiert.
Zwei Tage nach den Polizistenmorden in Dallas hat ein neuer Sicherheitsalarm die Polizei und Bewohner der texanischen Großstadt aufgeschreckt. Ein Teil des örtlichen Polizeihauptquartiers wurde nach einer anonymen Drohung abgesperrt, später folgte jedoch Entwarnung.
Kurz zuvor hatte Präsident Barack Obama die Einheit der Nation beschworen und seine Landsleute aufgerufen, nach vorn zu blicken. "Ich glaube fest daran, dass Amerika nicht so gespalten ist wie einige es dargestellt haben", sagte Obama am Samstag während des Nato-Gipfels in Warschau.
"Der verrückte Einzeltäter, der die Angriffe in Dallas ausführte, steht genauso wenig für die Afroamerikaner wie der Schütze in Charleston für weiße Amerikaner oder der Schütze in Orlando oder San Bernardino für muslimische Amerikaner steht", sagte Obama weiter. Es gebe keinen Rückfall in die Zustände der 60er Jahre. Amerikaner "aller Rassen und jeder Herkunft" hätten zurecht mit Empörung auf die "unverzeihlichen Angriffe auf Polizisten" reagiert.
Anfang der Woche wird der Präsident in Dallas erwartet. Er verkürzte wegen des geplanten Besuchs eine Spanien-Visite nach dem Nato-Treffen in Warschau und wollte am Sonntagabend nach Washington zurückkehren.
Erneut Polizisten attackiert
Auch am Wochenende gingen in mehreren US-Städten wieder Tausende Menschen gegen Polizeigewalt auf die Straße. Ausgelöst wurde die Serie der Proteste durch den Tod von zwei Afroamerikanern, die in den US-Staaten Minnesota und Louisiana binnen 48 Stunden durch Polizeischüsse ums Leben gekommen waren.
Bei den Demonstrationen wurden erneut Polizeibeamte angegriffen. In der Stadt Saint Paul im Bundesstaat Minnesota kam es in der Nacht zum Sonntag zu Krawallen am Rande einer Bürgerrechts-Demonstration.
Wie die Polizei mitteilte, wurden in Saint Paul mindestens fünf Beamte verletzt. Die Polizisten seien mit Steinen, Flaschen, Böllern und Molotowcocktails beworfen worden. Die Sicherheitskräfte nahmen zahlreiche Menschen fest.
Fotos der Zeitung „Star Tribune“ zeigen, wie ein Pulk von Demonstranten auf einer abgesperrten Schnellstraße einer Polizeikette gegenübersteht. Über der Straße steigt eine dichte Rauchwolke auf. Nach Informationen der Zeitung hatten die Sicherheitskräfte Rauchbomben eingesetzt, um die gegen Polizeigewalt demonstrierenden Anhänger der Bewegung „Black Lives Matter“ auseinanderzutreiben.
In der Metropole San Antonio im Bundesstaat Texas wurden anscheinend mehrere Schüsse auf das Polizeihauptquartier im Stadtzentrum abgefeuert. Polizisten zufolge wurden das Gebäude getroffen und mindestens eine Patronenhülse gefunden, wie der örtliche Sender KSAT berichtete. Ein Verdächtiger sei festgenommen worden.
Falscher Alarm in Dallas
Unterdessen gibt es immer mehr Hinweise darauf, dass der Täter sein Verbrechen sorgfältig vorbereitet hatte. So soll er den Angriff im Garten seines Wohnhauses geübt haben. Das geht nach Medienberichten aus einem Tagebuch hervor, das in seiner Wohnung gefunden wurde. Als Tatmotiv des Afroamerikaners gilt Hass auf Weiße. Wie präsent die Furcht vor einer weiteren Eskalation der Gewalt in den USA ist, zeigte sich am späten Samstagnachmittag (Ortszeit) in Dallas. Laut Medienberichten ging eine anonyme Drohung gegen die Polizei der Stadt ein, möglicherweise von einer bewaffneten Gruppe in Houston, ebenfalls Texas. Danach suchte die Polizei in einer Parkgarage hinter ihrem Hauptquartier nach einer möglichen verdächtigen Person, hob den Alarm aber schließlich wieder auf. Der 25-jährige Micah Johnson hatte in der Nacht zum Freitag während einer Demonstration gegen Polizeigewalt aus dem Hinterhalt geschossen und dabei nicht nur die fünf Polizisten getötet, sondern auch fünf weitere Beamte und zwei Zivilisten verletzt. Zwei Polizisten befanden sich nach Angaben des Senders MSNBC am Samstag noch im Krankenhaus.
Als wahrscheinliches Motiv des Dallas-Schützen gilt Hass auf Weiße. In diese Richtung deuten Äußerungen des Mannes bei Verhandlungen mit Polizisten vor seinem Tod und Facebook-Einträge, in denen Johnson Sympathien für schwarze Extremistengruppen bekundete.
Die Polizei fand nach eigenen Angaben zudem in seiner Wohnung jede Menge Waffen und paramilitärisches Material - auch zum Bombenbau - sowie Schutzwesten, Munition und ein Handbuch für den bewaffneten Kampf. Außerdem seien afro-nationalistische Schriften aufgetaucht.
Der 25-Jährige war ein Heeresveteran und wurde Ende 2013 in Afghanistan eingesetzt, allerdings nicht in Kämpfen. Mehreren Medienberichten zufolge wurde er nach dem Vorwurf der sexuellen Belästigung einer Soldatin zurück nach Hause geschickt. (dpa, Reuters)