Erstaunlich, dass die CDU nichts wagt: Nur Männer als Bewerber? Das wird die Wähler nicht überzeugen
Der Weg für einen Neuanfang in der CDU ist frei – wenn nur diese Kandidaten nicht wären. Jetzt ist die Zeit für einen Generationswechsel. Ein Kommentar.
Die bald drei Wechsel in der Parteiführung nach Angela Merkel legen offen, dass die CDU schon länger ihre innere Mitte sucht. Mit der Niederlage haben die Wähler:innen der CDU aber eine Selbstbesinnung verordnet. Und da kann sie Armin Laschet dankbar sein: Er hat die Verantwortung für das Wahldesaster komplett auf sich gezogen und zugleich den Nachfolgeprozess zu strukturieren versucht. Damit ist der Weg für einen Neuanfang frei – eigentlich.
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Wenn nur diese Kandidaten, die bisherigen, nicht wären. Zum ersten Helge Braun. Der Noch-Kanzleramtsminister – der manche Christdemokraten von der Statur her an Helmut Kohl erinnert – ist allerdings der Versuch einer Fortsetzung der Ära Merkel. Braun wird CDU-intern für vieles verantwortlich gemacht, was in den Krisen nicht gut gelaufen ist, in der Corona-Krise, auch in der wiederkehrenden Flüchtlingskrise.
Dass er von politischer Leidenschaft beseelt wäre, auch programmatisch, dass er andere in seinen Bann ziehen könnte, alles das ist nicht überliefert. Das beste, das über den gelernten Narkosearzt gesagt wird, ist, er sei besonnen. Brauns Kandidatur ist insofern auch überraschend, als er in der CDU Hessen schon seit einiger Zeit nicht (mehr) als unabweisbarer Nachfolgekandidat für Ministerpräsident Volker Bouffier gehandelt wurde.
Siegen durch Ermüden
Mehrmals als Kandidat gecastet ist Norbert Röttgen. Jetzt will er zum wiederholten Mal Bundesvorsitzender werden; was die CDU bisher deutlich erkennbar nicht wollte. Manche fragen sich schon, ob er durch Ermüden siegen will. Seine Empfehlung ist der langjährige Vorsitz im Auswärtigen Ausschuss, und Außenpolitik ist in der Tat etwas, das die CDU hat schleifen lassen.
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Aber mit Wahlsiegen oder engagierten Wahlkämpfen kann Röttgen nicht aufwarten. Im Gegenteil, die Wahlschlappe der NRW-CDU vor Laschet tut vielen bis heute weh. Auch ist er der einzige Minister, den Merkel in 16 Jahren je von selbst entließ. Das mag heute nicht mehr gegen ihn sprechen, wohl aber der tiefere Grund, der sich der CDU wie von selbst mitgeteilt hat: Merkel ärgerte unter anderem seine Selbstbezogenheit.
Weitere Bewerber, allesamt männlich, werden sich noch erklären – und was an ihnen Neuausrichtung wäre, die Wähler anlocken könnte. Erstaunlich, dass ein Generationswechsel, etwa zu Daniel Günther, 48, Ministerpräsident der Kieler Jamaika-Koalition, nicht diskutiert wird. Oder dass eine Karin Prien nicht noch zur Kandidatur für die Spitze überredet wird; Prien, Ministerin in Schleswig-Holstein, geboren in Amsterdam, Sprecherin des Jüdischen Forums der CDU. Schließlich wollen die Frauen in der Union Parität. Nur Männer als Bewerber, das wird Wähler:innen nicht überzeugen.
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