Braun und Röttgen kommen aus der Deckung: Plötzlich gibt es einen Dreikampf um den CDU-Vorsitz
Neben Norbert Röttgen gibt am Freitag überraschend auch Helge Braun seine Bewerbung um den CDU-Vorsitz ab. Zum Trio fehlt nur noch Friedrich Merz.
Die Bewerbungen kommen geradezu unterkühlt daher. Am Nachmittag trudelt in den Hauptstadtredaktionen ein neuer Termin in der Bundespressekonferenz ein. „Kandidatur für den CDU-Vorsitz“ heißt das Thema am Freitagmorgen, auf dem Podium: Norbert Röttgen. Dass der Außenpolitiker ins Rennen geht, überrascht allerdings auch niemanden. Beim zweiten Mann ist das anders.
Helge Braun werde am Freitag dem CDU-Landesvorstand in Wiesbaden die Motive für seine Bewerbung erläutern, lässt der Noch-Kanzleramtschef über einen Sprecher lapidar mitteilen. Formal aufstellen will ihn sein Kreisverband Gießen. Fehlt nur noch Friedrich Merz, dann ist der Bewerberreigen voll.
Drei Kandidaten sind genug
Denn mit weiteren Anwärtern auf die Nachfolge Armin Laschets rechnet in der CDU jetzt niemand mehr. Jens Spahn hatte am Mittwoch die Segel gestrichen. Fraktionschef Ralph Brinkhaus macht keine Anstalten, den Hut in den Ring zu werfen. Der Mittelstandspolitiker Carsten Linnemann strebte von Anfang an nicht an die Spitze. Bleibt also ein Trio, zwischen dem sich die Mitglieder entscheiden müssen.
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Brauns kurzfristige Bewerbung löst nach wie vor Staunen aus, teils ungläubiges, teils mitleidiges. Den fülligen Hessen hatten bis Dienstag selbst in der CDU nur die wenigen auf der Rechnung, die mitbekommen hatten, dass Angela Merkels engster Mitarbeiter diskret seine Chancen sondierte.
Brauns Bewerbung gilt im Merz-Lager als Anti-Merz-Aktion
Im Merz-Lager kursieren darüber sehr unfreundliche Verschwörungstheorien. Merkel habe ihren Knappen vorgeschickt, heißt eine; Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier stecke dahinter, die andere. In einem geben sich alle Merzianer einig: Der Mann stehe nicht für Neuanfang und habe keine Chance.
Darin immerhin stimmen sie mit den Röttgenisten überein. Für den früheren Umweltminister ist Braun allerdings ein direkter Konkurrent, gehören doch beide zum liberalen Lager. Dass glühende Merz-Fans sich für den Hessen erwärmen, erscheint dagegen höchst unwahrscheinlich.
Trotzdem kann der dritte Mann auch für den Sauerländer zum gefährlichen Störfaktor werden. Denn ein Dreikampf kann leicht so enden, dass keiner die absolute Mehrheit erreicht. Für den überall als Favoriten gehandelten Merz käme das einer Entzauberung gleich. Kommt es zum Stichentscheid, würde der auch für ihn zur Zitterpartie.
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