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Russlands Präsident Wladimir Putin und Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un fahren auf dem Campus der Fernöstlichen Universität in Wladiwostok mit der Rolltreppe.
© Alexey NIKOLSKY / SPUTNIK / AFP

Kim-Putin-Gipfel in Wladiwostok: Nur ein taktischer Erfolg

Zum ersten Mal haben sich Wladimir Putin und Kim Jong Un getroffen. Doch Nordkorea hat der Gipfel in der wichtigsten Frage nicht weiter gebracht. Ein Kommentar.

Nach dem Gipfel von Wladiwostok bleiben die Taschen der Nordkoreaner leer und die wirtschaftliche Lage angespannt. So meldet die südkoreanische Webseite „Daily NK“, dass Nordkoreas Wirtschaft sogar der Stillstand drohe. Selbst in der privilegierten Hauptstadt Pjöngjang hätten die Händler auf dem Markt Schwierigkeiten, genügend Waren zu verkaufen, um wenigstens ihre Standgebühren wieder hereinzubekommen. Außer Lebensmitteln kauften die Nordkoreanern nichts mehr, schreibt die Webseite unter Berufung auf Informanten im Norden. Dabei hatte Kim Jong Un der Bevölkerung in seiner Neujahrsansprache wirtschaftlichen Fortschritt versprochen.

Der Druck auf Nordkoreas Machthaber war folglich groß, beim Treffen am Donnerstag mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin in Wladiwostok wirtschaftliche Zugeständnisse und Hilfe zur Aufhebung oder Umgehung der UN-Sanktionen zu erreichen. Das ist ihm ersten Informationen nach nicht gelungen.

Beide Seiten haben sich zwar auf eine engere Zusammenarbeit geeinigt. Doch es gab keine offizielle Zusicherung wirtschaftlicher Unterstützung durch Russland. Putin sprach zwar über eine mögliche Eisenbahnverbindung durch Süd- und Nordkorea nach Russland und eine mögliche Öl- und Gaspipeline durch beide Länder. Angesichts der UN-Sanktionen aufgrund des nordkoreanischen Atomprogrammes und der Raketentests gibt es aber gegenwärtig schlicht keine Chance für eine Umsetzung derartiger Pläne. Wie zuvor erwartet endete der Gipfel ohne eine gemeinsame Erklärung.

Kim zeigt auch China: Es gibt noch andere wirtschaftliche Partner

Obwohl also Kim Jong Un ohne sichtbares Ergebnis in seinen gepanzerten Zug steigen wird, war der Gipfel dennoch ein Erfolg für den jungen Diktator. Ein taktischer nämlich. Denn das erstmalige Treffen mit Wladimir Putin erfüllte für Kim Jong Un vor allem einen symbolischen Zweck: Es erhöht den Druck auf US-Präsident Donald Trump. Nordkorea signalisiert damit, dass es sich auch anderswo Hilfe suchen kann, wenn die USA nicht von ihrer Maximalforderung der vollständigen nuklearen Abrüstung abrücken. Prompt sprach Putin am Donnerstag von einer möglichen schrittweisen Abrüstung Nordkoreas im Gegenzug für Sicherheitsgarantien.

Und das Treffen in Wladiwostok hat noch einen weiteren Zweck erfüllt. Es sollte die wirtschaftliche Abhängigkeit von China etwas abmildern. Kim konnte seinem wichtigsten Verbündeten demonstrieren, dass sich Nordkorea mit Russland auch einen anderen Partner für wichtige Projekte suchen könnte. Das alles ist gut für Kim, doch den Händlern auf dem Märkten von Pjöngjang nutzen derlei symbolische Erfolge überhaupt nichts.

Benedikt Voigt

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