Gepflegtes Herrenkränzchen der CDU-Vorsitzbewerber: Nur bei der Frauen-Parität wird es etwas bissiger
Bei der offiziellen CDU-Kandidatenrunde geht friedlich zu zwischen dem Friedrich, dem Armin und dem Norbert. Kontroverse flackert nur selten auf.
Die Spitzen werden nur dezent gesetzt. „Alle sind jetzt fürs Klima“, sagt Norbert Röttgen. Das dürfe aber nicht nur eine taktische Aussage bleiben. „Die jungen Menschen müssen es uns glauben.“
Also, genauer gesagt, ihm. Die beiden Herren rechts und links von ihm am Tisch im Konrad-Adenauer-Haus runzeln gemessen die Stirnen. Armin Laschet wird gleich auf den Kohleausstieg verweisen und Friedrich Merz wird versichern: „Wir streiten nicht darum, dass wir was tun müssen.“
Im ersten offiziellen Dreikampf der Kandidaten um den CDU-Vorsitz geht es am Montag Abend gepflegt zu.
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Die Runde ist ohnehin nur ein schwacher Ersatz der Regionalkonferenzen im Kandidaten-Wettbewerb vor zwei Jahren. Moderatorin Tanja Samrotzki gibt sich aber redlich Mühe, Schwung in das Treffen zu bekommen. 90 Sekunden hat jeder Bewerber eingangs für die Frage, warum er glaubt, der bessere CDU-Chef zu sein.
„Ich bin wirklich voller Motivation und voller Ideen“
Merz fängt an. „Ich bin wirklich voller Motivation und voller Ideen“, sagt der frühere Fraktionschef und feuert Stichworte ab: moderne Volkspartei, ökologische Marktwirtschaft, neuer Generationenvertrag. Politische Erfahrung habe er, berufliche auch.
„Ich kandidiere, weil es mich umtreibt“, vor welchen Umbrüchen Land und Partei stünden, sagt Röttgen. Er habe Erfahrung in Sieg und Niederlage: „Beides formt den Politiker.“
Laschet sagt erst mal brav, wie er heißt und dass er 59 Jahre alt ist. „Ich bin Teamplayer“, versichert der NRW-Regierungschef und erinnert an sein Team mit dem Gesundheitsminister Jens Spahn: „CDU ist Zusammenhalt.“ Europäer sei er auch. Und Familienvater, verheiratet, drei Kinder.
Familienväter unter sich
Drei Kinder haben die Mitbewerber jeder. Ulkiger Zufall, findet Samrotzki. Merz outet sich als Großvater mit vier Enkeln.
Auch Enkel bei Ihnen, Herr Laschet? „Nein“, lacht der. Röttgen muss schmunzeln beim Gedanken an seine Tochter und die zwei Jungs: „Erfreulicherweise kann ich das noch nicht vermelden.“ Bei Merzens, erfährt man noch, ist sogar das fünfte Enkelkind unterwegs. Die Runde lächelt gerührt.
Überhaupt könnte ein unbedarfter Zuschauer zu dem Schluss kommen, dass die Herren nicht Konkurrenten sind, sondern ein Stammtisch alter Freunde im gepflegten Fachgespräch. Der Armin dutzt den Friedrich, der Norbert den Armin. „Genau“, ruft Merz zwischendrein. „Da sind wir ja alle einig“, sagt Laschet einmal.
Und das stimmt sogar: Alle drei wollen die CDU irgendwie eigenständig sehen, modern, zukunftsgewandt und was es sonst noch an positiven Adjektiven gibt.
Je weiter die 90 Minuten voranschreiten, desto einvernehmlicher wird's am Tisch. Sollte einer der 1001 Delegierten des CDU-Parteitags vorher unentschlossen gewesen sein, wen der drei er wählt, machen die drei es ihm nicht leichter.
Die CDU setzt auf einen Digitalparteitag
Immerhin steht seit dem Mittag ja fest, wie die Wahl ablaufen soll. Am 16. Januar, das hat der Parteivorstand beschlossen, werden die drei Kandidaten in der Berliner Messe ihre Bewerbungsreden halten. Die Delegierten sind digital aus den Wohnzimmern zugeschaltet. Digital sollen sie auch ihre Stimme abgeben.
Das Ergebnis muss dann aus juristischen Gründen per Briefwahl bestätigt werden - das Parteiengesetz erlaubt noch keine rein virtuelle Wahl. Alle drei Kandidaten haben aber der scheidenden Parteichefin Annegret Kramp-Karrenbauer zugesagt, dass sie die digitale Vorentscheidung akzeptieren werden. Auf dem Briefwahlzettel soll nur noch der Name des Siegers stehen.
Theoretisch dürfte zwar sogar in letzter Minute noch ein Vierter oder Fünfter aufzeigen und auf den Wahlzettel kommen. CDU-Parteitage neigen aber nicht dazu, Partisanentum zu belohnen. CDU-Parteitage belohnen eher Geschlossenheit. Vielleicht erklärt sich so der bemerkenswert friedliebende Abend.
Nur bei einer Frage geht es deutlicher gegeneinander. CDU-Mitglied Jana Isabell Richter aus Dresden will in einer Einblendung wissen, wie es jeder Kandidat mit der Frauenförderung hält.
„Norbert hat ja jetzt eine Chefstrategin vorgeschlagen“, sagt Laschet. Die CDU brauche aber Frauen „in Ämtern“. Röttgen will das nicht auf sich sitzen lassen: "Es ist eine Sache, von Parität zu reden, die andere ist sie zu praktizieren.“ Merz versichert, dass er nicht gegen den Vorschlag zur Frauenquote in der CDU stimmen werde, auch wenn der nur die „zweitbeste Lösung“ sei. Besser wäre, die Frauen wüchsen von unten aus den Parteigliederungen nach. „Da haben wir schon lange drauf gewartet“, wendet Röttgen ein. „Es ist nichts hochgewachsen.“
So viel also zur Kontroverse. Nach 90 Minuten fasst Laschet in seinem Schlusswort zusammen: „Der Abend hat gezeigt, wie wir gut diskutiert haben.“ Merz versichert, die Wahlentscheidung werde „kein Bruch, keine Zäsur“. Nach der Wahl, verspricht Röttgen, „sind wir eine Mannschaft“. Aber gewinnen kann halt trotzdem nur einer.
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