An der Grenze zu Russland: Norwegen will Flüchtlinge abschieben und Zaun bauen
Norwegen macht dicht. Nicht nur, dass ein "Zaun" an der Grenze zu Russland gebaut werden soll. Das Land will auch bis zur Hälfte seiner Asylbewerber wieder abschieben.
Mit einem Zaun an der Grenze zu Russland will sich Norwegen gegen die Einreise von Flüchtlingen wappnen. Der Bau des 300 Meter langen Bollwerks an der Grenzstation Storskog habe am 22. August begonnen, sagte ein Polizeisprecher der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag. „Es ist nicht klar, wie lange es dauern wird, ihn fertigzustellen.“ Über die sogenannte arktische Route waren im vergangenen Herbst Tausende Asylbewerber - überwiegend auf Fahrrädern - in das Land gelangt, seit Dezember aber so gut wie niemand mehr.
„Ich glaube nicht, dass jemand in diesem Jahr über Storskog ins Land gekommen ist“, sagte eine Sprecherin des Integrationsministeriums am Dienstag. Den Zaun wollen die Norweger trotzdem bauen, „weil wir erlebt haben, dass im vergangenen Jahr um diese Zeit sehr viele Menschen gekommen sind“, so die Sprecherin. Deshalb müsse eine bessere Kontrolle her.
Im Juni hatte das norwegische Parlament mehrere Verschärfungen des Asylrechts beschlossen, die im Laufe des Herbstes umgesetzt werden sollen. So können Flüchtlinge künftig etwa an der Grenze abgewiesen werden, wenn sie schon eine Aufenthaltsgenehmigung in Russland haben. Im vergangenen Jahr waren rund 31 000 Asylbewerber nach Norwegen gekommen. Bis zu 15 000 sollen wieder zurückgeschickt werden.
Norwegen will bis zur Hälfte seiner Asylbewerber abschieben
Norwegen rechnet damit, rund die Hälfte der 2015 in das Land gekommenen Asylbewerber zurückschicken zu können. „Manche haben vielleicht gedacht, 31 000 Asylbewerber bedeuten 31 000 Flüchtlinge, die in die norwegische Gesellschaft integriert werden sollen“, schrieb der Direktor der Ausländerbehörde, Frode Forfang, in seinem Blog. „In Wirklichkeit sind es sehr viel weniger, die eine Aufenthaltsgenehmigung in Norwegen bekommen.“ Bis zu 15 000 Menschen steht demnach eine Ablehnung ihrer Asylanträge bevor. Jeder dritte Asylbewerber kommt nach einem Bericht des Fernsehsenders NRK vom Dienstag aus Syrien.