Nach gescheitertem Gipfel: Nordkorea stellt weitere Atomgespräche mit den USA infrage
Nordkorea erwägt einer Regierungsvertreterin zufolge die Wiederaufnahme von Atom- und Raketentests. Kim werde in Kürze offiziell mitteilen, welche weiteren Schritte er plane.
Nach dem gescheiterten Gipfeltreffen mit den USA vor zwei Wochen stellt Nordkoreas Führung weitere Verhandlungen über ihr Atomwaffenprogramm infrage. Ihr Land habe nicht die Absicht, vor den Forderungen der USA, die diese beim Gipfel in Hanoi vorgebracht hätten, einzuknicken, sagte Vize-Außenministerin Choe Son Hui laut der russischen Agentur Tass am Freitag in Pjöngjang. Auch sei ihre Regierung nicht bereit, „die Verhandlungen in dieser Art fortzusetzen“. Machthaber Kim Jong Un wolle bald eine offizielle Erklärung zu seinem künftigen Kurs abgeben.
Der Gipfel zwischen Kim und US-Präsident Donald Trump in Vietnam Ende Februar war überraschend ohne Absichtserklärung zu Ende gegangen. Beide Seiten kamen sich in der zentralen Frage der atomaren Abrüstung Nordkoreas und den Gegenleistungen der USA nicht näher.
In Südkorea schlossen Beobachter nicht aus, dass die weitgehend isolierte Führung Nordkoreas den Druck auf Washington erhöhen wolle. Das Büro des südkoreanischen Präsident Moon Jae In reagierte auf die Berichte zurückhaltend. Die Absicht Nordkoreas sei unklar. „Unter allen Umständen wird sich unsere Regierung weiter für die Wiederaufnahme der Gespräche zwischen Nordkorea und den USA einsetzen.“
Gegenseitige Schuldzuweisungen
Choe Son Hui machte dem Bericht zufolge die USA für den ergebnislosen Ausgang des zweiten direkten Treffens zwischen Kim und US-Präsident Trump verantwortlich. Der US-Regierung warf sie vor, sie sei „mit ihren eigenen politischen Interessen zu beschäftigt gewesen“. Sie habe nicht die wirkliche Absicht gehabt, ein Ergebnis zu erzielen.
Noch in Hanoi hatten sich beide Seiten gegenseitig über die Gründe dafür widersprochen. Trump sagte, Nordkorea habe die Aufhebung aller Sanktionen verlangt, die geplanten Abrüstungsschritte seien nicht weit genug gegangen. Nordkoreas Außenminister Ri Yong Ho erwiderte, sein Land habe nur eine teilweise Aufhebung der Sanktionen gefordert.
Ein Mitarbeiter des US-Außenministeriums stellte später klar, dass die Nordkoreaner eine Aufhebung aller Sanktionen gefordert hätten, die die „zivile Wirtschaft und den Lebensunterhalt der Menschen“ beeinträchtigten. Sanktionen auf Waffen seien aber von der Forderung ausgeschlossen gewesen.
Trotz des Scheiterns hatte Trump von „sehr substanziellen Gesprächen mit Kim Jong Un“ gesprochen. Kim hatte beim ersten Gipfel mit Trump im vergangenen Juni in Singapur seine Absicht zur „kompletten Denuklearisierung“ betont. Es fehlten aber konkrete Zusagen, bis wann das Land sein Atomwaffenarsenal abschaffen will.
Pompeo zuversichtlich über Fortsetzung der Gespräche mit Nordkorea
US-Außenminister Mike Pompeo hat sich trotz scharfer Töne aus Nordkorea optimistisch gezeigt, dass die Atomverhandlungen mit dem isolierten Land fortgesetzt werden können. Er bleibe zuversichtlich, dass die US-Regierung die Gespräche mit Nordkorea fortsetzen könne, sagte Pompeo am Freitag. Der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Un habe versprochen, die Atomtests nicht wieder aufzunehmen. Die USA erwarteten, dass Kim dieser Verpflichtung nachkomme. (dpa)