Trump „nicht glücklich“, aber nachsichtig: Nordkorea berichtet von Test eines „supergroßen“ Waffensystems
Nordkorea will Fortschritte bei der Waffenentwicklung gemacht haben. US-Präsident Trump sieht anders als die Bundesregierung keine Verstöße gegen Vereinbarungen
Bei seinem jüngsten Waffentest hat die selbst erklärte Atommacht Nordkorea nach eigenen Angaben ein „neu entwickeltes supergroßes“ Mehrfachraketenwerfersystem erprobt. Machthaber Kim Jong Un habe den Test am Samstag selber angeleitet und die Entwickler der Waffe gewürdigt, berichteten Staatsmedien am Sonntag. Es handle sich um eine großartige Waffe. US-Präsident Donald Trump reagierte wie schon bei den nordkoreanischen Raketentests in den Wochen zuvor betont gelassen. Er hofft auf neue Verhandlungen mit Kim. Die Bundesregierung verurteilte den erneuten Test.
Südkoreas Streitkräfte hatten die Vermutung geäußert, dass es sich bei den zwei Raketen, die Nordkorea zuletzt vom Osten des Landes aus abgefeuert hatte, erneut um zwei ballistische Kurzstreckenraketen handelte. Die Raketen seien etwa 380 Kilometer in Richtung offenes Meer geflogen. Es war das siebte Mal seit Ende Juli, dass Nordkorea mehrere Raketen oder Lenkwaffen getestet hat.
Tests mit ballistischen Raketen jeglicher Reichweite sind dem Land, das mehrfach Atombomben getestet hat, durch UN-Resolutionen untersagt. Derartige Raketen sind in aller Regel Boden-Boden-Raketen, die einen konventionellen, chemischen, biologischen oder atomaren Sprengkopf befördern können.
Nordkorea wertet Militärmanöver von USA und Südkorea als Provokation
Nordkorea beschrieb nach dem jüngsten Test die „neue Waffe“ nicht näher. Der Test habe aber gezeigt, dass „alle taktischen und technologischen Merkmale des Systems“ korrekt die voreingestellten Messdaten erfüllt hätten, hieß es. Nordkorea hatte in den vergangenen Wochen mehrfach von neuartigen Waffen gesprochen.
In Südkorea wird spekuliert, Nordkorea könnte mit seinen Waffentests versuchen, die Oberhand bei neuen Verhandlungen mit den USA zu gewinnen. Bereits in den Wochen zuvor hatte Pjöngjang ein Militärmanöver der USA mit Südkorea zum Anlass für mehrere Raketentests genommen. Seoul wertete die Tests des abgeschotteten Nachbarlandes jeweils als „Machtdemonstration“, die den Unmut Pjöngjangs über die Manöver zeigen sollten. Die USA und Südkorea haben die Übungen jedoch am vergangenen Dienstag beendet.
Trump zeigte sich „nicht glücklich“ über Nordkoreas jüngste Tests, spielte aber die Bedeutung herunter. Auf dem G7-Gipfel im französischen Biarritz sagte er am Sonntag über Kim: „Er verstößt nicht gegen eine Vereinbarung.“ Er sei zuversichtlich, „dass Kim Jong Un, den ich gut kennengelernt habe, am Ende das Richtige tun wird“.
Bundesregierung zweifelt an Nordkoreas Bereitschaft zur Denuklearisierung
Kurz vor seinem Abflug zum Gipfel hatte Trump mit Blick auf Kim gesagt: „Er testet gerne Raketen.“ Andere Staaten täten das auch. Trump setzt darauf, dass Kim, mit dem er sich seit Juni 2018 dreimal getroffen hat, die Verhandlungen über dessen Atomwaffenprogramm wiederaufnehmen will.
Südkorea berief wie schon bei den Waffentests des Nachbarlandes zuvor den Nationalen Sicherheitsrat ein. Wieder rief der Rat in einer Erklärung die kommunistische Regierung in Pjöngjang auf, Aktionen zu unterlassen, die die Spannungen in der Region erhöhen könnten.
Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes teilte am Sonntag mit, Nordkorea setze sich mit der Serie völkerrechtswidriger Raketentests in den vergangenen Wochen auf eklatante Weise über seine Verpflichtungen aus einschlägigen Resolutionen des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen hinweg. „Der nunmehr siebte Raketenstart erhärtet die bestehenden Zweifel an Nordkoreas bekundeter Bereitschaft zur Denuklearisierung.“ Die Bundesregierung fordere Nordkorea mit Nachdruck auf, Provokationen zu unterlassen und an den Verhandlungstisch zurückzukehren. (dpa)