Streik bei der Bahn und Germanwings: Noch keine Notfallplanung für die Herbstferien
Die Bahn-Tarifparteien sind unversöhnlich. Und nun soll auch noch bei Germanwings gestreikt werden. Für die bevorstehenden Herbstferien gibt es noch keine Notfallplanung.
- Lutz Haverkamp
- Klaus Kurpjuweit
Der bundesweite Streik der Lokführergewerkschaft GDL hat am Mittwoch zu massiven Beeinträchtigungen im Bahnverkehr geführt. Urlauber müssen auch für die Herbstferien mit Beeinträchtigungen rechnen. Am Donnerstag streiken außerdem die Piloten der Lufthansa-Tochter Germanwings.
Der Ton zwischen den streitenden Tarifparteien – GDL auf der einen, die Deutsche Bahn (DB) auf der anderen Seite – verschärfte sich zusehends. Bahn-Personalchef Ulrich Weber warf der GDL im ZDF-„Morgenmagazin“ „Dreistigkeit“ und „Unverschämtheit“ vor. Für Mittwochabend und Donnerstagmorgen seien vertrauliche Treffen verabredet gewesen. Diese Chance sei durch den Streik „mutwillig“ vertan, erklärte Weber. Die GDL wolle mit niemandem zusammenarbeiten, sie stelle Machtgelüste über vernünftiges Handeln.
Zwei von drei Fernzügen mussten am Mittwoch ausfallen, teilte die Bahn mit. Nach Ende des Streiks am Donnerstag um 4 Uhr sollten die Züge so schnell wie möglich wieder unterwegs sein. Die Bahn setzte bereits am Mittwochmorgen – Stunden vor Streikbeginn um 14 Uhr – einen Ersatzfahrplan in Kraft. Viele Züge blieben in ihren Startbahnhöfen: So wolle die Bahn verhindern, dass sie auf Zwischenhalten abgestellt werden und die Gleise blockieren. Der Chef der GDL, Claus Weselsky, kritisierte das scharf.
Wer trägt die Verantwortung für das Chaos?
Das Management der Bahn habe „verantwortungslos“ gehandelt, indem es bereits um Mitternacht begonnen habe, „den Fernverkehr aus dem Rennen zu nehmen“, sagte Weselsky dem Sender n-tv. Schon seit 4 Uhr bestreike die DB zudem „ihren eigenen Nahverkehr“. Das Chaos habe die Bahn zu verantworten. Die Bahn reagierte verärgert: Weselsky verdrehe Ursache und Wirkung, wenn er die Bahn für die Folgen des Streiks verantwortlich machen wolle, erklärte ein Sprecher.
Bei der Berliner S-Bahn fuhren mehr Linien als beim Streik in der vergangenen Woche. Auf der Stadtbahntrasse westlich des Ostkreuzes fuhren aber keine Züge mehr. Die Ringlinien, die abends im Fünfminutentakt die Pendler nach Hause bringen, waren blockiert. Zwischen Ostkreuz und Flughafen Schönefeld bestand ein instabiler 20-Minuten-Takt mit der S9. Auch die Nord-Süd-Linien S1 und S2 sowie die S3 fuhren etwa alle 20 Minuten.
Die Gewerkschaft fordert von der Bahn fünf Prozent mehr Lohn und eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit um zwei Stunden. In dem Tarifkonflikt geht es aber vor allem um einen Machtkampf zwischen der GDL und der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG). Sie streiten darum, wer für welche Mitarbeitergruppe die Verhandlungen führen darf. Die Bahn will konkurrierende Tarifverträge für eine Berufsgruppe vermeiden.
Viele Flüge sollen gestrichen werden
Auch wenn berufstätige Pendler und Schüler in den anstehenden Herbstferien nicht so stark durch neue Streiks der GDL betroffen wären, könnten Urlaubsreisende betroffen sein. „Das Procedere in den Ferien ist das gleiche wie außerhalb der Ferien“, sagte eine Sprecherin der Bahn. Erst nach einer Streikankündigung der GDL könne man reagieren. Eine Notfallplanung für die Herbstferien, die in Berlin am Samstag beginnen, gebe es nicht. Die GDL wollte sich zu möglichen Streiks in den Herbstferien nicht äußern. „Wir warten den laufenden Arbeitskampf ab und müssen das dann bewerten“, sagte ein Sprecher. Es bestünde immer die Möglichkeit, dass sich die Bahn in der Tarifauseinandersetzung bewege.
In Tegel sind für den Donnerstag 73 Flüge von Germanwings geplant – 37 Starts und 36 Landungen. Bis zum vorgesehenen Beginn des Streiks um 12 Uhr sind 29 Flüge vorgesehen. Laut Lufthansa sollen 80 Prozent der Flüge stattfinden. Bundesweit würden 100 von 500 Flügen gestrichen. (mit AFP)