„Fotze“, „Bitch“ und andere sexistische Beleidigungen: Nichts mehr durchgehen lassen!
Die US-Demokratin Ocasio-Cortez hat es vorgemacht: Sexistische Beleidigungen brauchen Gegenreden. Höchste Zeit, sich das zum Vorbild zu nehmen. Eine Kolumne.
Wir müssen reden! Wir müssen reden über sexualisierte und frauenverachtende Sprache, die in allen Bereichen des Lebens einer Frau mittlerweile zu finden ist. Ich komme darauf, weil die demokratische US-Abgeordnete Alexandra Ocasio-Cortez in einer wachrüttelnden Rede einen republikanischen Amtskollegen nicht mit seiner sexistischen und frauenverachtenden Sprache hat davon kommen lassen.
Mit einer Sprache, die Frauen tagtäglich hören, aber viel zu oft schweigen, weil sie keine Chance sehen, sich zu wehren, weil sie es längst als normal empfinden, weil sie Angst haben. Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Vor einigen Tagen fuhr ich mit meinem Rad auf der Straße, als plötzlich ein Autofahrer mich so scharf schnitt, dass ich eine Vollbremsung machen musste und die Wucht mich von meinem Rad schmiss. An der nächsten roten Ampel stellte ich mich neben ihn, mein Herz pochte vor Angst, Wut und Mut: „Entschuldigung, Sie können doch nicht einfach ohne zu gucken ausscheren. Das hätte für mich tödlich enden können“, sagte ich mit zitternder Stimme.
Er antwortete: „Halt die Fresse, du Fotze, sonst hau ich dir eine rein.“
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Ich schreibe das hier so offen, direkt und ohne Beep-Sternchen, weil ich deutlich machen möchte, was Frauen sich an Unsagbarem anhören (müssen). Das gab es sicher schon immer, aber jetzt verschiebt sich etwas - und wir werden uns dessen bewusst. Und ich möchte deutlich machen, dass solche Situationen keine Ausnahmen sind, dass Frauen jeden Tag Anmachen, Beleidigungen und Drohungen ausgesetzt sind.
Es ist nur ein kurzer Weg von Worten zu Taten
Ich kenne keine einzige Frau in meinem Umfeld, die nicht mindestens ein Dutzend solcher Situationen selbst erlebt hat. Tun Sie mir einen Gefallen, fragen Sie in Ihrem Freundeskreis Frauen, wann und in welcher Form sie sexistisch bedroht und beleidigt wurden. Sie werden schockiert sein. Ob im Job, in der Bar oder wie ich neulich im Straßenverkehr, erleben Frauen und minderjährige Mädchen männliche Sprachgewalt.
Es ist nur ein kurzer Weg von Worten zu Taten. Sprache ebnet den Weg von psychischer Gewalt zu körperlicher Gewalt. Viel zu oft erdulden Frauen diese verbalen Grenzüberschreitungen. Dabei wird sexualisierte Sprache von Männern benutzt, um ihre Macht zu demonstrieren, als Potenzial zum Erpressen, zum Bloßstellen, um Frauen ihren Willen aufzudrängen und als Ausdruck von Gewalt.
Der US-Politiker nannte Ocasio-Cortez vor ReporterInnen eine „fucking bitch“ eine „verdammte Schlampe“, entschuldigte sich jedoch später mit den Worten, dass er Frau und Töchter habe, als sei man automatisch kein Sexist, weil man doch Ehemann und Vater ist. Das beeindruckende an der Reaktion von Ocasio-Cortez war nicht nur, dass sie das Verhalten ihres Kollegen öffentlich gemacht hat, sondern auch, wie sie ihm seine dünne, unglaubwürdige Entschuldigung nicht durchgehen ließ.
Feminismus bedeutet auch den Kampf gegen sexistische Sprache
Sie erwiderte: „Eine Tochter zu haben macht einen Mann nicht anständig. Eine Frau zu haben macht einen Mann nicht anständig. Menschen mit Würde und Respekt zu behandeln macht einen Mann anständig. Ein anständiger Mann entschuldige sich nicht, um sein Gesicht zu wahren. Er entschuldigt sich wahrhaftig, um den Schaden, den er angerichtet hat, zu reparieren.“
Feminismus bedeutet auch den Kampf gegen sexistische Sprache. Deshalb ist es wichtig, dass niemand von uns, egal, ob Frau oder Mann schweigt, wenn wir in unserem Umfeld mitbekommen, wie Frauen sexistisch beleidigt werden. Sexualisierte und frauenverachtende Sprache darf niemals normal werden. Damit Sprache nicht zu Taten führt.
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