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Eingang zu einer Impfpraxis in Berlin (Archivbild)
© Imago/Frank Sorge

Impfpriorisierung fällt am Montag: „Nicht alle können gleichzeitig einen Termin bekommen“

Ab Montag kann sich jeder Willige impfen lassen. Aber noch reicht der Impfstoff nicht für alle. Gesundheitsminister Spahn bittet um Geduld.

Gut fünf Monate nach dem Start der Impfkampagne fällt an diesem Montag die Priorisierung in der Reihenfolge. Ein Anspruch auf Impfung bestehe „für alle Personen unabhängig von ihrem Alter, ihres Gesundheitszustandes sowie ihrer beruflichen Tätigkeit und eines damit zusammenhängenden signifikant erhöhten Risikos für einen schweren oder tödlichen Krankheitsverlauf“, heißt es in der überarbeiteten Impfverordnung.

In den Impfzentren können die Länder noch an der Priorisierung festhalten, jedoch nicht mehr in den Praxen. Politik und Ärzte bitten allerdings alle, die nun schnell einen Termin vereinbaren wollen, um etwas Geduld. Denn auch wenn die Mengen des gelieferten Impfstoffs seit Januar deutlich zugenommen haben, ist immer noch nicht genug da, um alle Ansprüche zu bedienen.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) bat die Bevölkerung entsprechend um Geduld. „Nicht alle können gleichzeitig am Montag einen Termin bekommen“, sagte Spahn der „Bild am Sonntag“. „Deswegen bitte ich um Nachsicht mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Arztpraxen und Impfzentren. Sie tun ihr Bestes. Aber noch ist nicht genug für alle da.“

Bei der Wartezeit bis zum Impftermin gehe es „jetzt um Wochen, nicht um Monate“. Seine Prognose, wann Impfwillige ihre erste Dosis erhalten haben werden, korrigierte Spahn allerdings nach unten: „80 Prozent der impfwilligen Erwachsenen werden bis Mitte Juli mindestens einmal geimpft sein.“ In der ARD-Talkshow „Anne Will“ vor einer Woche hatte Spahn noch von „an die 90 Prozent“ bis Mitte Juli gesprochen.

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„Wir appellieren an alle, nicht gleich am Montag die Arztpraxen zu stürmen und auch nicht sofort zum Telefonhörer zu greifen“, heißt es auch bei der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV). „Jeder wird drankommen, aber nicht sofort.“

Laut Prognosen der Hersteller gehen in der kommenden Woche rund 3,4 Millionen Dosen an die Praxen, den größten Anteil macht dabei das Vakzin von Biontech/Pfizer aus. Die Impfzentren erhalten nach wie vor 2,5 Millionen Dosen pro Woche. Erstmals soll nun auch in Unternehmen geimpft werden.

Bis Mitte Juli sollen die meisten Impfwilligen eine Dosis bekommen haben

In den vergangenen drei Wochen wurden im Durchschnitt 2,5 Millionen Erstimpfungen in sieben Tagen durchgeführt, so dass Stand Samstag 37,8 Millionen Menschen in Deutschland ihre erste Impfdosis erhalten haben.

Bei knapp 70 Millionen Erwachsenen in Deutschland wären laut Spahn bis zu 52,1 Millionen impfwillig. 80 Prozent aus dieser Gruppe, die Spahn nun in seiner korrigierten Prognose nennt, wären wiederum rund 41,7 Millionen Personen, denen er bis Mitte Juli ein Impfangebot machen will. Bis dahin fehlen also noch weniger als vier Millionen Erstimpfungen.

Legt man den wöchentlichen Durchschnitt der drei letzten Wochen im Mai zugrunde, der bei 2,5 Millionen Erstimpfungen in sieben Tagen lag, ist Spahns Ziel in wenigen Wochen zu erreichen. Derzeit haben bereits mehr als 70 Prozent der impfwilligen Erwachsenen eine Injektion erhalten.

Nicht eingerechnet ist da sogar, dass im Juni insgesamt deutlich mehr Impfstoff von Herstellern geliefert wird als im Mai. Während es im Mai 18,3 Millionen Impfdosen waren, sollen es in diesem Monat 31,6 Millionen sein. Es ist also davon auszugehen, dass sogar deutlich mehr als der Durchschnitt von 2,5 Erstimpfungen pro Woche möglich ist – so wie in der ersten Woche im Mai, als es 4 Millionen Erstimpfungen waren.

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Wie viel Impfstoff im Juli insgesamt geliefert wird, ist noch unklar. Bekannt ist lediglich, dass Moderna in den ersten drei Wochen 2,2 Millionen Dosen liefern wird. Somit ist eine seriöse Prognose, bis wann allen impfwilligen Erwachsenen ein Impfangebot gemacht werden kann, nicht möglich.

Auch Jugendliche können sich bald impfen lassen

Legt man das derzeitige Impftempo zugrunde, würden spätestens Mitte Juli alle impfwilligen Erwachsenen eine Injektion erhalten haben. Etwas Spielraum würde sich in Sachen Impfziel auch ergeben, wenn mehr Erstimpfungen und weniger Zeitimpfungen durchgeführt würden.

In der vergangenen Woche wurden beispielsweise 3,2 Millionen Zweitimpfungen durchgeführt – also deutlich mehr als die 2,5 Millionen Erstimpfungen. Würde die Impfkampagne entsprechend angepasst, wären deutlich mehr Menschen zumindest schon mal vor schweren Verläufen geschützt.

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Doch aktuell sind keine Änderungen zwischen den Impfabständen geplant. Zu den Impfwilligen hinzukommen werden in den nächsten Wochen aber auch etliche Jugendliche ab 12 Jahren. Mittlerweile ist der Biontech-Impfstoff auch für diese Altersgruppe zugelassen. Das Gesundheitsministerium geht von einer Impfbereitschaft von 60 Prozent aus.

Bei knapp 5,3 Millionen Jugendlichen zwischen 12 und 18 Jahren wären es als knapp 3,2 Millionen Impfwillige. Doch anders als bei Erwachsenen wird die Ständige Impfkommission eine Impfung in dieser Altersgruppe nicht uneingeschränkt nahelegen. Es sei „keine generelle Empfehlung für alle gesunden Kinder zu erwarten“, sagte der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission, Thomas Mertens.

Es fehlten noch Daten, um das Risiko einer Covid-19-Erkrankung bei Kindern genau gegen das mögliche Risiko einer Impfung abwägen zu können. Erwartet wird eher eine eingeschränkte Empfehlung – etwa für Kinder mit Vorerkrankungen.

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