In Trauer vereint: Neuseeland gedenkt der Toten von Christchurch
Ein Land trägt Kopftuch: Mit zwei Schweigeminuten hat Neuseeland der Toten von Christchurch gedacht. Ein Imam erhebt nach dem Massaker schwere Vorwürfe.
Mit zwei Schweigeminuten hat Neuseeland am Freitag der 50 Todesopfer des Anschlags auf zwei Moscheen in der Stadt Christchurch gedacht. In weiten Teilen des Landes stand von 13.32 Uhr bis 13.34 Uhr Ortszeit (1.32 bis 1.34 Uhr MEZ) das Leben still. In Christchurch selbst nahmen Tausende an einer Zeremonie in der Nähe der Al-Nur-Moschee teil. Allein dort starben 42 Menschen. Als mutmaßlicher Täter sitzt ein 28 Jahre alter Rechtsextremist aus Australien in Untersuchungshaft. Ihm droht lebenslange Haft.
Viele Neuseeländerinnen trugen als Zeichen der Solidarität mit den muslimischen Gemeinden ein Kopftuch. In vielen Innenstädten blieben Menschen einige Minuten lang schweigend stehen. Die Zeremonie wurde vom Fernsehen im gesamten Land übertragen. Rund um verschiedene Moscheen gab es Menschenketten. Von den knapp fünf Millionen Einwohnern des Pazifikstaats sind etwa 50.000 muslimischen Glaubens.
Zu den Trauergästen in Christchurch gehörte Premierministerin Jacinda Ardern, die sich ebenfalls wieder ein schwarzes Tuch um den Kopf geschlungen hatte. Sie sagte an die Adresse der Muslime: „Neuseeland trauert mit Euch. Wir sind eins.“ Der islamische Geistliche Gamal Fouda bedankte sich bei der Regierungschefin mit den Worten: „Danke für Ihre Worte und für Ihre Tränen. Danke dafür, wie sie uns mit einem einfachen Tuch die Ehre erweisen.“
Die Feier begann mit dem traditionellen Ruf zum Gebet
Zum Schutz der Trauernden war die Polizei in Christchurch mit Hunderten von teils schwer bewaffneten Beamten im Einsatz. Die Zeremonie fand in einem Park gegenüber der Al-Nur-Moschee statt. Dort hatte das Massaker, das der Täter mit einer Helmkamera live ins Internet übertrug, vor einer Woche begonnen. Er fuhr dann mit dem Auto noch in eine andere Moschee, wo er weitere acht Menschen umbrachte. Kurz darauf wurde er auf der Flucht von der Polizei überwältigt. Von den mehreren Dutzend Verletzten liegen noch mehr als 20 im Krankenhaus.
Die Trauerzeremonie in Christchurch hatte mit dem traditionellen Ruf zum Gebet begonnen. Der Imam der Al-Nur-Moschee, Gamal Fouda, mahnte, das Massaker sei „nicht über Nacht gekommen“. „Das war das Ergebnis von antimuslimischer Rhetorik von einigen politischen Führern, von Medienagenturen und von anderen“, sagte der Geistliche. Die rassistische Theorie einer „weißen Überlegenheit“ sei eine große Gefahr für die gesamte Menschheit. „Das muss beendet werden.“
Nächste Woche soll es auch eine nationale Trauerfeier geben. Inzwischen wurden viele Opfer beigesetzt. Allein auf den Friedhöfen in Christchurch standen am Freitag 26 Beerdigungen an. Manche Familien wollen ihre Toten aber auch in ihrer eigentlichen Heimat beerdigen. Infolge des Anschlags hat Neuseeland am Donnerstag seine Waffengesetze verschärft. Halbautomatische Waffen - wie sie der Täter benutzt hatte - sind nun verboten. (dpa)
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