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Immer weniger. Gemessen an der Kaufkraft hatten die Rentner in den vergangenen Jahren enorme Einbußen zu verkraften.
© dpa

Rentenzahlbeträge sind deutlich gesunken: Neurentner bekommen weniger als im Jahr 2000

In den vergangenen 15 Jahren haben die Rentner in Deutschland einen weit höheren Kaufkraftverlust erlitten als vielfach angenommen. Vor allem Neurentner sehen alt aus.

Die Rentenzahlungen für Neurentner mit langen Versicherungszeiten sind zwischen 2000 und 2015 um fast 17 Prozent gesunken. Darauf hat der Koblenzer Professor für Statistik und empirische Sozialforschung, Gerd Bosbach, hingewiesen. Um die Kaufkraft ihrer Altersbezüge im Jahr 2000 zu erreichen, hätten sie ihm zufolge im vergangenen Jahr über 50 Prozent mehr Rente bekommen müssen.

Mit seinen Angaben bezieht sich der Wissenschaftler auf die im Oktober 2016 veröffentlichten Zeitreihen der Deutschen Rentenversicherung. Demnach sanken die Rentenzahlungen zwischen den Jahren 2000 und 2015 für Neurentner mit Versicherungszeiten von mehr als 35 Jahren im Schnitt von 1021 auf 848 Euro im Monat. Das ist ein Minus von 16,9 Prozent. Im gleichen Zeitraum stiegen die Preise um 24,7 und das Bruttoinlandsprodukt um 18,3 Prozent.

Auch Bestandsrentner erlitten ein enormes Minus

Auch die sogenannten Bestandsrentner mit mehr als 35 Versicherungsjahren hätten gemessen an der Kaufkraft ein enormes Minus zu verkraften gehabt, sagt Bosbach. Um die Preissteigerungen in diesem Zeitraum ausgeglichen zu bekommen, hätten sie im Jahr 2015 gut 21 Prozent mehr Rente bekommen müssen. Nominal stiegen ihre Bezüge zwischen 2000 und 2015 zwar geringfügig, das Plus betrug jedoch lediglich 2,8 Prozent. Im Schnitt erhöhte sich die Rentenzahlung für diese Gruppe pro Person von 1048 auf 1078 Euro im Monat.

Bei beiden Rechnungen sei eine Beteiligung an der realen Wirtschafts- und Wohlstandsentwicklung noch gar nicht enthalten, betonte der Mathematiker. Einschränkend sei zwar zu berücksichtigen, dass die Struktur der Bestandsrentner im Jahr 2000 eine andere gewesen sei als 15 Jahre später. An dem schweren Kaufkraftverlust, den die Rentner erlitten hätten, ändere sich dadurch aber grundsätzlich nichts. Bosbach: „Der alleinige Blick auf die Absenkung des Rentenniveaus in der Debatte verharmlost die Lage der Rentner massiv.“

Gerade Ärmere haben oft nur ihre gesetzliche Rente

Als Gründe für den Sinkflug der gesetzlichen Renten nennt der Statistikexperte den Ausbau des Niedriglohnsektors, geringe Lohnerhöhungen bis 2013 sowie hohe Arbeitslosenquoten seit dem Jahr 1991. Zwar hätten Menschen im Alter oft noch andere Einkunftsarten, räumt er ein. Doch gerade ärmere Rentner seien vielfach nach wie vor allein auf ihre gesetzliche Rente angewiesen.

Das belegten auch die wachsenden Armutsgefährdungsquoten: Für die Menschen ab 65 sei diese Quote zwischen 2000 und 2015 von 11,0 auf 14,6 Prozent, für Rentner und Pensionäre von 10,7 auf 15,9 Prozent gestiegen. Die Armutsgefährdungsquote aller in Deutschland dagegen erhöhte sich im gleichen Zeitraum nur um einen Prozentpunkt – von 14,7 auf 15,7 Prozent.

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