zum Hauptinhalt
Gerhard Schröder (rechts) und Wladimir Putin im September 2005 bei der Unterzeichnung des Vertrags über den Bau der Ostsee-Pipeline Nord Stream.
© Bernd Settnik/dpa
Exklusiv

Nord Stream 2: Neuer Job für Gerhard Schröder bei Gazprom-Tochter

Ex-Kanzler Gerhard Schröder leitet jetzt den Verwaltungsrat des neuen Unternehmens Nord Stream 2, das dem russischen Energiekonzern Gazprom gehört.

Altkanzler Gerhard Schröder hat nach Tagesspiegel-Informationen den Vorsitz des Verwaltungsrates des Energiekonzerns Nord Stream 2 übernommen. Das neue Unternehmen, das die Erdgaspipeline von Russland nach Deutschland erweitern will, gehört derzeit zu 100 Prozent dem vom russischen Staat gelenkten Energiekonzern Gazprom.

Ein Sprecher von Nord Stream 2 bestätigte die Personalie. Wann Schröder den Posten übernommen hatte, konnte er zunächst nicht sagen. Aus dem Handelsregister des Schweizer Kantons Zug, wo das Unternehmen seinen Sitz hat, geht allerdings hervor, dass Schröder seit dem 29. Juli als Präsident des Verwaltungsrates firmiert. Das Projekt Nord Stream 2 ist innerhalb der EU hoch umstritten.

Schröder ist bereits seit zehn Jahren Vorsitzender des Gesellschafterausschusses des ersten Pipeline-Konsortiums Nord Stream und behält diesen Posten auch weiterhin. Sein Wechsel kurz nach dem Ende seiner Kanzlerschaft hatte dem SPD-Politiker viel Kritik eingebracht, zumal er gemeinsam mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zuvor den Weg für den Bau der Ostsee-Pipeline frei gemacht hatte.

Nord Stream hat den Bau der ersten beiden Leitungen verantwortet und ist nun für deren Betrieb zuständig. An diesem Konsortium hält Gazprom 51 Prozent der Anteile, außerdem sind die Energiekonzerne Wintershall, Eon, Gasunie und Engie beteiligt.

Der Herr bleibt konsequent. Er hat als Bundeskanzler zu 100% die Position der neoliberalen, global agierenden Konzerne vertreten und macht dies auch als Privatier. Man weiß, was man an ihm hat. Nicht mal der Versuch, irgend etwas mit Volksnähe zu imitieren.

schreibt NutzerIn ralf.schrader

Auch Nord Stream 2 sollte eigentlich von einem Konsortium gesteuert werden, doch nach kartellrechtlichen Bedenken in Polen gaben andere beteiligte Unternehmen ihre Anteile ab, so dass nur Gazprom übrigblieb. Dennoch soll die neue Ostseepipeline wie geplant gebaut werden, Ende 2019 sollen die beiden neuen Gasleitungen in Betrieb gehen.

Höhe der Vergütung ist nicht bekannt

Die Höhe der Vergütung für Schröders neuen Posten ist bisher nicht bekannt. Als Aufsichtsratschef des ersten Nord-Stream-Konsortiums erhielt er 250.000 Euro im Jahr.

In seinem neuen Posten hat Schröder zumindest auf dem Papier größeren Einfluss als in seinem ersten Job bei Nord Stream: Nach Schweizer Recht hat ein Verwaltungsrat deutlich mehr Kompetenzen als ein deutscher Aufsichtsrat. Er ist nicht nur mit der Aufsicht über das Unternehmen, sondern auch mit dessen oberster Leitung betraut. Anders als in seinem ersten Posten ist Schröder bei Nord Stream 2 zeichnungsberechtigt, könnte also gemeinsam mit einer weiteren Person im Namen des Unternehmens Verträge unterschreiben. 

Mehrere EU-Länder sind gegen das Projekt

Mehrere Staaten in Mittel- und Osteuropa sind gegen die Erweiterung der Ostsee-Pipeline und warnen vor „potenziell destabilisierenden geopolitischen Konsequenzen“. Aus Sicht der Kritiker steht das Projekt im Widerspruch zum erklärten Ziel der EU, ihre Energieversorgung zu diversifizieren. Außerdem befürchten die Kritiker, dass Russland nach dem Bau der Pipeline die durch die Ukraine laufende Gasleitung stilllegen könnte. Die Europäische Kommission prüft, ob das Projekt mit EU-Recht vereinbar ist. Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) hat sich allerdings für Nord Stream 2 stark gemacht.

Zur Startseite