Charité-Arzt über Spahns Organspende-Pläne: "Neue Hoffnung für viele Patienten"
Abgeordnete um Jens Spahn haben erneut für die doppelte Widerspruchslösung geworben. Medizin-Professor Kai-Uwe Eckardt erklärt, warum er das für richtig hält.
Herr Eckardt, ist der Gesetzentwurf zur Organspende von Jens Spahn (CDU) und Karl Lauterbach (SPD) eine gute Lösung?
Die Widerspruchslösung ist die Regelung, die die breite Zustimmung der Bevölkerung für Transplantation und Organspende am besten umsetzt. Also: ja.
Wird die Widerspruchslösung das Leid von Patienten lindern?
Ja, die Erfahrung in anderen Ländern zeigt, dass die Widerspruchslösung die Bereitschaft zur Organspende steigert. Das würde für viele Patienten neue Hoffnung bedeuten, weil es die extrem langen Wartezeiten auf ein Organ reduzieren würde.
Wie verändert das Gesetz ihre Arbeit als behandelnder Arzt?
Im Klinikalltag würde sich die Situation vor allem für die Angehörigen von Verstorbenen erheblich verbessern. Sie tragen bislang in den meisten Fällen die Entscheidung für oder gegen eine Organspende in einer außerordentlich belastenden Situation, nachdem Sie gerade einen ihnen nahe stehenden Menschen verloren haben. Zukünftig wären sie als „Zeugen“ weiterhin involviert, aber nicht als „Entscheider“ – wenn der Verstorbene nicht zu Lebzeiten widersprochen hat, könnten Sie von einer Zustimmung ausgehen.
Was könnte besser geregelt werden?
Die bereits beschlossenen strukturellen Verbesserungen können in Verbindung mit der Widerspruchsregelung voll wirksam werden. Krankenhäuser wären mit der neuen Regelung verpflichtet, jeden Einzelfall dahingehend zu prüfen, ob der Betroffene zu Lebzeiten widersprochen hat und dafür stellen die Strukturmaßnahmen die nötigen Ressourcen zur Verfügung.
Kai-Uwe Eckardt (59) ist Professor an der Berliner Charité. Er leitet die medizinische Klinik mit Schwerpunkt Nierenerkrankungen und internistische Intensivmedizin.
Jonas Mielke