Israel: Netanjahu wird erneut zu Korruptionsvorwürfen befragt
Die israelische Polizei ist nach Medienberichten dabei, die Ermittlungen gegen Regierungschef Netanjahu wegen der mutmaßlichen Annahme illegaler Geschenke abzuschließen. Er wurde bereits zum sechsten Mal befragt.
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu ist zum zweiten Mal innerhalb von zwei Wochen von Korruptionsermittlern aufgesucht worden. Die Polizisten kamen am Sonntag zu seiner privaten Residenz, um ihn zum inzwischen sechsten Mal zu Korruptionsvorwürfen zu befragen. Netanjahu und seine Frau Sara sollen unter anderem Zigarren und Champagner von mehreren reichen Geschäftsleuten angenommen haben. Der israelische Rundfunk berichtete am Montag, Netanjahu solle in Kürze erstmals auch in der Affäre um den Kauf deutscher U-Boote befragt werden, obwohl er nicht als Verdächtiger gilt.
Netanjahu steht wegen der Korruptionsermittlungen seit Monaten unter Druck. Das israelische Fernsehen hatte unter anderem berichtet, der befreundete israelische Hollywood-Produzent Arnon Milchan habe Netanjahu und seiner Frau Sara über Jahre Zigarren und Champagner im Wert von mehreren Hunderttausend Schekel (vier Schekel sind ein Euro) geliefert. Es handele sich um illegale Schenkungen. Im Gegenzug soll Netanjahu sich für ihre Interessen eingesetzt haben. Er habe etwa Milchan dabei geholfen, ein neues US-Visum zu erhalten.
Netanjahu dementiert, sich unredlich verhalten zu haben. „Auch heute Abend bin ich völlig sicher: Es wird nichts herauskommen, weil es nichts gibt!“, schrieb er am Sonntag bei Twitter nach der Befragung, die nach Angaben des Polizeisprechers Micky Rosenfeld mehrere Stunden dauerte.
Die persönliche Assistentin Milchans hatte in der vergangenen Woche ausgesagt, dass Netanjahu und seine Frau die Geschenke bestellt hätten, wie die israelische Zeitung „Haaretz“ berichtete. „Sara verlangte Champagnerflaschen in 6er- oder 12er-Kisten, Bibi (Benjamin Netanjahu) fragte nach Zigarren und wusste, wie viel Champagner seine Frau bekam.“ Ein Firmenfahrer sei extra nach Jerusalem gefahren, um den Champagner und die Zigarren zu überbringen, sagte sie. Netanjahus Frau habe sogar angerufen, um jemanden zu verlangen, der ein Leitungsleck in ihrer privaten Residenz reparieren sollte. (dpa)