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Die Monty-Python-Truppe (v.l.n.r: Michael Palin, John Cleese, Terry Jones, Terry Gilliam, Eric Idle) macht vor wie Großbritannien mit Europa umgehen könnte: Mit Humor.
© Reuters

Exit aus dem Brexit?: Nehmt Europa mit Humor

Der Witz kommt von der Insel, und er prägt uns auf dem Kontinent bis heute. Auch deshalb muss es einen Exit aus dem Brexit geben. Ein Kommentar.

Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Der Spruch stammt zwar nicht von einem Briten, sondern von einem Deutschen, Otto Julius Bierbaum, aber lustig ist er trotzdem. Und passend außerdem. Das Ganze, also nicht das ganze Leben, sondern das, was wir gegenwärtig um uns herum erleben, lässt sich eigentlich nur mit Humor ertragen.

Wobei, hier fängt es schon an: Das Wort eigentlich gibt es recht eigentlich nicht. Denn entweder es ist so oder eben nicht. Aber lassen wir das, das führt auf Abwege. Obwohl, eines noch: Das ist ähnlich wie mit dem Wort „persönlich“. Der Oberregierungsrat persönlich hat dies und das, so ähnlich schrieb Kurt Tucholsky mal, um sich darüber lustig zu machen. Wie anders als persönlich soll einer auch sein.

Die eigentliche Humor-Schule stammt aber gar nicht aus Deutschland. Da hilft kein Tucholsky, kein Ringelnatz, kein Kästner. Hilft auch kein O. E. Plauen. Oder ein Paul Flora. Nein, Humor ist eindeutig eine Sache der Briten. Oder der Engländer? Gleichviel, der Witz kommt von der Insel, und er prägt uns auf dem Kontinent bis heute. Oder, jetzt mal im Ernst, würde einer/eine bestreiten, dass der Witz eines Loriot ohne den britischen überhaupt zu verstehen wäre? Sein Witz und der von Evelyn Hamann. Allein schon, wie Vicco von Bülow auf dem Sofa sitzt … Oder wie sie diese britische Geschichte mit dem gelispelten, verhaspelten Tieeh-Äitsch vorträgt.

Generationen lachen auch über Monty Python, über den „Ritter der Kokosnuss“, wo König Artus dem Schwarzen Ritter einen Arm und ein Bein und wieder einen Arm und ein Bein abhaut und der Ritter immer wieder ruft: Ich werde dich besiegen, ich werde dich besiegen – um dann am Ende, als er weder Arme noch Beine hat, zu sagen: Okay, nennen wir es ein Unentschieden. Humor. Sehr schwarz.

Aber darum geht es: nicht ums Trennende – ums Verbindende! Um das, was man aus dem gemeinsamen Lachen lernen kann. Daraus, dass die Briten zu den wichtigsten Romanen, die man gelesen haben muss, ganz weit vorne humoristische Romane gewählt haben, verstiegene Geschichten, spleenige um einen jungen Mann und seinen Kammerdiener und Freunde wie den fischgesichtigen Augustus „Gussie“ Fink-Nottle, der Molche sammelt und die sentimentale Madeline Bassett heiraten will, die die Sterne für die Gänseblümchen des lieben Gottes hält und überzeugt ist, dass ein Baby zur Welt kommt, wenn eine Fee niest. Ja, was da so alles passiert.

Und dann passiert es, dass John le Carré für einen anderen Roman des Autors, P. G. Wodehouse, streitet, weil er den für den noch besseren hält. Anders als die Kollegen vom „Guardian“. Battle of Britain, nur witzig. Humor kann ja auch so politisch sein. Kann verspotten, was sich als besonders wichtig empfindet. Großartig, wie sich die Briten den Spiegel vorhalten. Und uns.

Weil das so ist, weil dazu der Pragmatismus und diese gelassene Haltung kommt, die für das Durchstehen schwerster Stürme hilfreich ist; weil da dieses „stiff upper lip“ ist und die unverwüstliche, grellfarbige Queen mit ihrem skurrilen Ehemann und dem spleenigen Sohn; weil Wayne Rooney auf einem feinen Golfplatz ohne Scham ins Gebüsch peet – ach, weil das überhaupt alles so anders ist, muss es einen Exit aus dem Brexit geben. Die Briten müssen Europa nur mit Humor nehmen. Und darüber lachen.

Stephan-Andreas Casdorff

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