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Schlechter Gesundheitszustand: Kremlkritiker Alexej Nawalny (Archivbild vom Februar 2021)
© dpa/AP/Alexander Zemlianichenko

Kremlkritiker Nawalny im Hungerstreik: „Nachdem ich Alexej getroffen habe, mache ich mir noch mehr Sorgen“

Julia Nawalnaja besucht ihren Gatten im Straflager – und bangt um ihn. Trotz gesundheitlicher Probleme will der russische Oppositionelle weiter hungern.

Der in einem russischen Straflager inhaftierte Kremlgegner Alexej Nawalny hat erstmals seit Wochen seine Frau Julia wiedergesehen. Julia Nawalnaja postete am Dienstag bei Instagram ein Foto von sich, auf dem im Hintergrund das rund 100 Kilometer östlich von Moskau gelegene Lager zu sehen ist. „Nachdem ich Alexej getroffen habe, mache ich mir noch mehr Sorgen um ihn“, schrieb sie. Ihr 1,90 Meter großer Ehemann wiege nur noch 76 Kilo - neun Kilogramm weniger als zu Beginn seines Hungerstreiks vor zwei Wochen und 17 Kilogramm weniger als vor seiner Verlegung ins Straflager im Februar. Er spreche kaum vor Erschöpfung.

Bei dem Treffen, getrennt durch eine Glasscheibe, habe der prominenteste Kritiker von Präsident Wladimir Putin immer wieder den Hörer auf den Tisch gelegt, um sich auszuruhen, berichtete Nawalnaja. Der Oppositionelle habe noch immer keinen Zugang zu einem Arzt bekommen. Dabei gelte auch für Häftlinge: „Jeder Mensch hat das Recht, einen Arzt aufzusuchen.“

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Der 44-Jährige befindet sich aus Protest gegen die Zustände im Straflager im Hungerstreik. Nawalny beklagt, er erhalte trotz eines Rückenleidens, Lähmungserscheinungen in den Gliedmaßen, Fiebers und Hustens keine angemessene ärztliche Hilfe. Er reichte zudem Klage gegen die Gefängnisverwaltung ein, weil er noch keine Bücher bekommen habe, hieß es auf Nawalnys Instagram-Seite. Insbesondere sei ihm ein mitgebrachter Koran vorenthalten worden. Begründung: Das in Russland erlaubte Buch müsse auf extremistische Inhalte überprüft werden. Das sei ein Gesetzesverstoß.

Nawalny droht nun eine Zwangsernährung, sollte er den Hungerstreik nicht abbrechen. „Ich weiß, dass er nicht vor hat aufzugeben“, meinte seine Frau. „Er ist immer noch fröhlich und glücklich.“

Das bis dato letzte Mal hatte Nawalny seine Frau im Januar in einem Gerichtssaal in Moskau gesehen - ebenfalls hinter einer Glasscheibe. Er war zu mehrjähriger Haft im Straflager verurteilt worden, weil er in einem früheren Verfahren gegen Bewährungsauflagen verstoßen haben soll, während er sich in Deutschland von dem Mordanschlag auf ihn mit dem Nervengift Nowitschok erholte. Das Verfahren steht im Westen als politisch motiviert in der Kritik.

Nawalnaja überschrieb ihren Beitrag bei Instagram mit „Ein Post über die Liebe“. Darin schwärmt sie nach ihrem „Date“ mit Nawalny in dem Straflager, er sei einfach der Beste. „Er kommt wieder in Ordnung.“

Nawalny darf den Koran nicht lesen

Nawalny selbst kündigte am Dienstag an, die Gefängnisverwaltung zu verklagen, weil sie ihn davon abhalte, den Koran zu lesen. „Sie geben mir nicht meinen Koran. Es ist extrem ärgerlich“, schrieb der 44-Jährige, der christlichen Glaubens ist, bei Instagram. Er habe sich vorgenommen, während seiner Haft den Koran „gründlich zu studieren und zu verstehen“, erklärte Nawalny weiter. „Bücher sind unser Ein und Alles, und wenn man für sein Recht zu lesen klagen muss, dann werde ich klagen.“

Zwar habe er die heilige Schrift der Muslime bereits gelesen, sie aber noch nicht verinnerlicht, schrieb Nawalny zum Auftakt des muslimischen Fastenmonats Ramadan weiter. Er habe festgestellt, dass sein „Werdegang als Christ auch das Studium des Korans erfordert“. Der 44-Jährige war zu Beginn seiner politischen Karriere in die Kritik geraten, weil er muslimische Einwanderer vorwiegend aus Zentralasien verspottet hatte. (dpa, AFP)

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