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Trinh Xuan Thanh in Berlin.
© dpa

Asylbewerber in Berlin: Mutmaßlich entführtem Vietnamesen droht Todesstrafe

Die mutmaßliche Entführung eines Vietnamesen aus Berlin hatte im Sommer weltweit Schlagzeilen gemacht. Jetzt soll der Mann in seiner Heimat vor Gericht kommen. Im schlimmsten Fall droht die Todesstrafe.

Nach seiner mutmaßlichen Entführung aus Berlin wird dem vietnamesischen Geschäftsmann Trinh Xuan Thanh nun in seiner Heimat der Prozess gemacht. Der ehemalige Öl-Manager soll sich von Januar an wegen Korruption verantworten müssen, wie staatliche Medien des südostasiatischen Landes am Montag berichteten. Bei einer Verurteilung droht dem 51-Jährigen im schlimmsten Fall die Todesstrafe. Der Fall belastet die Beziehungen zwischen Deutschland und dem kommunistischen Ein-Parteien-Staat seit Monaten.

Die Bundesregierung geht davon aus, dass der vietnamesische Geheimdienst und auch die Botschaft in Berlin an der Entführung des ehemaligen Funktionärs der Kommunistischen Partei mitgewirkt haben. Zwei vietnamesische Diplomaten mussten Deutschland deshalb verlassen. Zudem forderte Berlin eine „Entschuldigung“. Vietnam weist die Vorwürfe zurück. Die kommunistische Regierung behauptet, dass Thanh freiwillig zurückgekommen sei.

Zwei Verfahren vor Volksgerichtshof

Zeugen hatten beobachtet, wie der Vietnamese am 23. Juli in einem Berliner Park mit Gewalt in ein Auto bugsiert wurde. Einige Tage später tauchte er in der Hauptstadt Hanoi auf, wo er seither inhaftiert ist. In einem TV-Auftritt behauptete Thanh, aus freien Stücken zurückgekehrt zu sein, um sich seiner Verantwortung zu stellen. Allerdings blieb unklar, unter welchen Bedingungen die Aussage zustande kam.

Die mutmaßliche Entführung hatte weltweit Schlagzeilen gemacht. Die Hoffnung, den Fall noch auf diplomatischem Weg klären zu können, erfüllte sich nun offensichtlich nicht. Nach einem Bericht des Online-Portals „Vnexpress“ soll sich der Geschäftsmann nun gleich in zwei verschiedenen Verfahren vor dem Volksgerichtshof der Hauptstadt Hanoi verantworten.

Dabei geht es nach Angaben von Richter Nguyen Huu Chinh um Unregelmäßigkeiten bei zwei verschiedenen Tochterfirmen des staatlichen Öl- und Gaskonzerns PetroVietnam. Thanh wird unter anderem zur Last gelegt, als Chef einer Bau-Tochter namens PVC zwischen 2007 und 2013 für Verluste von umgerechnet etwa 125 Millionen Euro verantwortlich zu sein - angeblich ein typischer Fall von Korruption. Die Details sind noch nicht bekannt.

Deutsche Anwälte zweifeln an Aussage

Die deutschen Anwälte des Ex-Geschäftsmanns sehen ihn hingegen als „Opfer eines Machtkampfs innerhalb der KP“. In Deutschland hatte sich Thanh um eine Anerkennung als Asylbewerber bemüht. Seine Anwälte behaupten, dass er niemals aus freien Stücken nach Hause zurückgekehrt wäre.

Im Juni 2016 hatte der Geschäftsmann in Vietnam einen Skandal ausgelöst, weil er in einem mehr als 200 000 Euro teuren Luxus-Auto unterwegs war, das Regierungskennzeichen trug. Das jährliche Durchschnittseinkommen in dem südostasiatischen Staat liegt unter 2000 Euro. Kurz darauf setzte er sich dann nach Deutschland ab, wo er in den 1990er Jahren schon einmal gelebt hatte.

Die Sorgen vor einem Todesurteil sind durchaus begründet. Erst vor einigen Wochen wurde der frühere Vorstandschef von PetroVietnam, Nguyen Xuan Son, zum Tode verurteilt. Er wurde von einem Gericht in Hanoi für schuldig befunden, umgerechnet mehr als 10 Millionen Euro von einer Bank abgezweigt zu haben, die dem Konzern zum Teil gehörte. Vietnam gehört zu den Ländern, die die Todesstrafe auch vollstrecken. (dpa)

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