Sorge um Kanzlerin Merkel: Mit jedem Zitteranfall wird das Fragezeichen größer
Zum dritten Mal zittert Angela Merkel bei einem offiziellen Anlass stark. Die Bundeskanzlerin will nicht, dass man sich Sorgen um sie macht. Überzeugt das?
Die Kanzlerin weiß, dass sie nun mehr sagen muss. Mehr, als dass es ihr gut geht und dass sich niemand Sorgen um ihre Gesundheit machen muss. Wenige Tage vor ihrem 65. Geburtstag hat Angela Merkel am Mittwoch den dritten Zitteranfall binnen drei Wochen erlitten. Beim Empfang des finnischen Ministerpräsidenten Antti Rinne mit militärischen Ehren begann sie erneut am ganzen Körper zu zittern, während des Abspielens der Nationalhymnen auf dem Podium vor dem Kanzleramt. Dabei ist zu sehen, wie sie immer wieder zu sich selbst zu sprechen scheint.
Als sie eine knappe Stunde danach mit Rinne zur Pressekonferenz erscheint, lobt sie zunächst die Zusammenarbeit mit Finnland, das Land hat die EU-Ratspräsidentschaft inne. Merkel ist fest gewillt, vor dem Ende ihrer Kanzlerschaft mit der deutschen Ratspräsidentschaft in einem Jahr noch einmal neue Impulse für Europa zu setzen.
Doch gleich die erste Frage dreht sich um ihren Zitteranfall, über den sofort auch internationale Medien wie CNN berichten. „Man muss sich keine Sorgen machen“, sagt sie. „Ich bin ganz fest davon überzeugt, dass ich gut leistungsfähig bin“. Bisher mied sie es, sich näher dazu zu äußern. Jetzt liefert sie eine Erklärung.
Merkel begründet die Zitteranfälle zwei und drei mit der Erfahrung von Zitteranfall Nummer eins. Also mit einem psychologischen Effekt, einem Kopfkino, das viele Bürger von bestimmten Situationen kennen, in denen sich etwas wiederholt, was man vermeiden will, aber durch das Denken daran auslöst wird. Also keine ernsthafte Erkrankung.
Merkel sagt im Kanzleramt, dass sie immer noch in der „Verarbeitungsphase“ des ersten Anfalls Mitte Juni beim Empfang des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenski sei. „Die ist offensichtlich noch nicht ganz abgeschlossen, aber es gibt Fortschritte.“
Merkel betont, es gehe ihr „sehr gut“
Den ersten Vorfall hatte sie mit der großen Hitze und Wassermangel erklärt. Der zweite Anfall ereignete sich am 27. Juni fünf Stunden vor dem Abflug zum G20-Gipfel in Osaka, als sie neben Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Schloss Bellevue stand, bei der Ernennung der neuen Justizministerin Christine Lambrecht (SPD).
Danach sagte sie lediglich in Osaka: „Ich bin überzeugt, so wie diese Reaktion aufgetreten ist, so wird sie auch wieder vergehen.“ Die Frage, was hinter den Zittervorfällen stecke und ob sie deswegen einen Arzt konsultiert habe, beantwortete die Kanzlerin nicht.
Nach dem dritten Vorfall betont sie nun bei dem Pressetermin mit dem finnischen Ministerpräsidenten: „Ich denke, dass meine Aussage, dass es mir gut geht, Akzeptanz finden kann.“ Sie sei im Prozess, das damalige Ereignis zu verarbeiten. „Und ich glaube, dass es so, wie es gekommen ist, eines Tages auch vergehen wird. Aber es ist noch nicht so weit.“ Und betont, ihr gehe es wirklich „sehr gut“.
Sie selbst hat vergangenes Jahr gesagt, sie wolle die Zusage an die Wähler für eine volle Legislaturperiode bis 2021 einlösen – sofern die Gesundheit mitspiele. Dieser Halbsatz gewinnt nun eine neue Bedeutung, mit jedem neuen Zitteranfall wachsen auch die Zweifel.
Von Beeinträchtigung nichts zu spüren
Schon nach den ersten beiden Zwischenfällen war klar, dass sie nun unter verschärfter Beobachtung stehen wird. Doch zum Beispiel bei dem G20-Gipfel im japanischen Osaka, bei dem der Tagesspiegel sie begleitet hat, war von einer Beeinträchtigung nichts zu spüren. Elf Stunden Flug hin, direkt zum Gipfel, lange, schwierige Verhandlungen, bilaterale Meetings, unter anderem mit Donald Trump und Wladimir Putin, elf Stunden Flug zurück. Ankunft Samstagabend in Berlin. Sonntag nach Brüssel, dort 20 Stunden Verhandlungen über die Besetzung der Spitzenposten bei der EU.
Fast 14 Jahre ist sie schon Kanzlerin – und wo früher Kanzler wie Willy Brandt mal bei Krankheiten etwas von der Bildfläche verschwinden konnten, ist die Dauerbeobachtung heute extrem, zudem verbreiten sich solche Bilder wie vom Mittwochnachmittag über soziale Medien blitzschnell. Es ist bezeichnend, dass am Mittwoch mit als erstes ein Video des Zitteranfalls von dem russischen Nachrichtenportal Sputnik weltweit gestreut wird.
Das Satireportal Postillon dagegen liefert eine Erklärung, über die auch Merkel vielleicht schmunzeln könnte: „Bundeskanzlerin Angela Merkel hat heute den Vibrationsalarm ihres Handys deaktiviert. Dieser war offenbar so stark eingestellt, dass stets ihr ganzer Körper vibrierte, wenn ein Anruf bei ihr einging.“
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