Marine Le Pen und Madonna: Mit der Feindin reden?
Popstar Madonna will die rechtsextreme Politikerin Marine Le Pen treffen - und mir ihr ein Glas heben. Unser Kolumnist Helmut Schümann hat seine eigene Meinung dazu.
Madonna will mit Marine Le Pen einen heben gehen. Sie will dabei mit der Chefin des französischen rechtsextremen Front National über Politik reden. Bislang hat Madonna, der Popstar, die Le Pen verteufelt. Hat sie zum Beispiel in einem Videoclip mit Hakenkreuz auf der Stirn gezeigt. Und sie hat den Front National als faschistisch bezeichnet. Passt das zum abendlichen Plausch an der Bar?
Ich möchte weder mit Madonna, aber erst recht nicht mit Marine Le Pen trinken und reden. Ich möchte auch nicht mit diesem Bachmann von Pegida reden. In Hellersdorf fährt ein Auto rum, auf dem eine juristische Forderung steht: „Todesstrafe für Kinderschänder“. Mit dem Besitzer des Autos möchte ich auch nicht reden. Im sozialen Netzwerk wundern sich vernünftige Leute, dass in ihrem Facebook-Freundeskreis Menschen sind, die genau das für Sebastian Edathy fordern. Soll man diese Freunde entfreunden, wie das im sozialen Netzwerk genannt wird? Ich würde es tun, ich will nicht mit Scharfmachern kommunizieren, nicht mit Menschenrechtsschändern, nicht mit Rechtsradikalen.
Aber ist das richtig? Es ist die alte Frage, wie man umgeht mit dem offensichtlichen Unrecht, mit der fortgeschrittenen Verblödung und der tiefsitzenden Verblendung. Schafft man sie mit Ignoranz aus der Welt?
Wohl eher nicht. Weswegen man sich zwar ein wenig lustig machen kann über Madonna, die im Übrigen gerade ihr neues Album „Rebel Heart“ bewirbt. Schwer zu glauben, dass Madonna es schafft, Marine Le Pen zur Einsicht zu bewegen und auf den rechten – nein, auf dem ist sie ja schon –, auf den demokratischen Weg führen kann. Selbst wenn ihr geplantes und von Madame Le Pen erfreut akzeptiertes Pläuschchen mehr ist als eine PR-Aktion. Zumal wahrscheinlich schon viele Menschen mit Le Pen geredet haben, wie ja auch viele mit den Pegidas geredet haben, und mit Menschen, die den Rechtsstaat aushebeln wollen. Nur hat das alles nichts genützt, ist keiner umgekehrt und hat sich weggedreht von seinem Irrglauben. Also doch ignorieren, totschweigen, weghören?
Aber wir haben doch, neben dem Gesetzbuch, nur die eine Waffe, nachdem der wohl gezielte Faustschlag per Recht und mit Recht aus der Mode gekommen ist: die Sprache. Es wird also nichts dabei herumkommen, aber soll Madonna ruhig ihr Rebel Heart öffnen und mit der Faschistin einen trinken. Oder sie singt. Und schlägt Marine Le Pen damit in die Flucht.