St. Petersburg: Mindestens zehn Tote durch Explosion in russischer Metro
Durch eine Detonation in der U-Bahn in St. Petersburg sind mindestens zehn Menschen getötet und zahlreiche weitere verletzt worden. Deutsche Sicherheitskreise vermuten einen islamistischen Hintergrund.
Bei einer Sprengstoffexplosion in der U-Bahn der russischen Stadt St. Petersburg sind mindestens zehn Menschen getötet worden. Etwa 50 Menschen seien verletzt worden, berichteten russische Staatsmedien unter Berufung auf die Behörden. Den Angaben nach explodierte ein Sprengsatz in einem Zug auf der Fahrt zwischen zwei Stationen im Zentrum. Präsident Wladimir Putin war am Montag in St. Petersburg, hielt sich aber nach Angaben seines Sprechers im Vorort Strelna auf. Die Sicherheitsbehörden würden die Explosion aufklären, versprach Putin. „Wir ziehen alle Möglichkeiten in Betracht - ob es eine kriminelle Tat war oder sie einen terroristischen Charakter hat“, sagte er der Agentur Interfax zufolge. Kurz nach der Explosion ist ein weiterer, nicht explodierter Sprengsatz entdeckt worden. Das meldete die Agentur Interfax unter Berufung auf Behördenquellen. Gefunden wurde die Bombe demnach in der Metrostation Ploschtschad Wosstanija (Platz des Aufstands), die direkt unter dem größten Bahnhof der Stadt liegt.
Alle Anzeichen deuteten auf einen Terroranschlag hin, sagte Viktor Oserow, Abgeordneter im russischen Föderationsrat. Behördenquellen schätzten laut Nachrichtenagentur dpa die Sprengkraft auf 200 bis 300 Gramm Dynamit. Der Sprengsatz sei mit Metallteilen versehen gewesen. Nach ersten Erkenntnissen sei kein Selbstmordattentäter unterwegs gewesen. Der Sprengsatz sei in dem Wagen platziert worden. Alle U-Bahn-Stationen in der Fünf-Millionen-Stadt wurden geräumt. In der betroffene Station Sennaja Ploschtschad (Heuplatz) entwickelte sich starker Rauch. Im Internet machten Bilder des zerstörten U-Bahn-Wagens die Runde.
Russland im Visier der salafistischen Terrorszene
Deutsche Sicherheitskreise vermuten einen islamistischen Hintergrund. Russland sei gleich zweifach ins Visier der salafistischen Terrorszene geraten, hieß es. "Die Stichworte lauten Tschetschenien und Syrien", sagte ein hochrangiger Experte dem Tagesspiegel. In Tschetschenien kämpften trotz der massiven Unterdrückungspolitik durch Putins Statthalter Ramsan Kadyrow weiterhin militante salafistische Gruppen für einen Gottesstaat. Außerdem würden laufend Anschläge gegen weiche Ziele in Russland geplant. Putin habe sich zudem mit dem Einsatz der russischen Streitkräfte in Syrien auf der Seite des Assad-Regimes den Hass der Terrormiliz "Islamischer Staat" und weiterer Gruppierungen militanter Salafisten zugezogen.
Der Experte betonte, auch in Syrien spielten tschetschenische Dschihadisten eine besondere Rolle. Sie seien bereits mit Kampferfahrung aus ihrer Heimat in den syrischen Bürgerkrieg gekommen und gälten beim IS und anderen Vereinigungen als militärische Elite. Gleichzeitig würden auch die tschetschenischen Kämpfer in Syrien und Irak nie das Ziel aufgeben, in Russland zuzuschlagen. Rache für die russische Unterdrückung in Tschetschenien und die russische Unterstützung von Assad seien "zwei starke Motive, den Terror auch nach Russland zu tragen", hieß es.
In der Vergangenheit hatte es mehrere Anschläge auf die U-Bahn in Moskau mit zahlreichen Toten gegeben. Die meisten davon wurden in Verbindung mit islamistischen Terroristen aus Tschetschenien gebracht. In St. Petersburg gab es bislang keine Anschläge. Der Sprecher von Bundeskanzlerin Angela Merkel, Steffen Seibert, schrieb auf Twitter: „Das sind furchtbare Nachrichten aus St. Petersburg: Unser Mitgefühl gilt allen Betroffenen und ihren Familien.“ (Reuters, dpa, AFP)