Opfer zum Großteil Zivilisten: Mindestens 15 Tote bei Anschlägen in Afghanistan
Die Sicherheitslage in Afghanistan ist extrem angespannt. Seit dem Beginn des Abzugs der internationalen Truppen häufen sich Anschläge.
Bei Zwischenfällen in mehreren Provinzen Afghanistans sind mindestens 15 Menschen ums Leben gekommen, der Großteil von ihnen Zivilisten. Das teilten lokale Behörden am Montag mit. Demnach war in der Provinz Sabul im Süden des Landes ein Reisebus auf eine am Straßenrand platzierte Bombe aufgefahren. Bei dem Vorfall im Bezirk Schahr-e Safa seien mindestens elf Menschen getötet und weitere 28 verletzt worden.
Bei einem ähnlichen Vorfall mit einem Minibus in der Provinz Parwan sind dem Provinzrat Sahir Salangi zufolge mindestens zwei weitere Zivilisten ums Leben gekommen und acht weitere verletzt worden. Der Bus sei auf eine Mine am Straßenrand gefahren. Als Anrainer zusammenkamen, um zu helfen, habe es eine weitere Explosion gegeben, bei der vier weitere Menschen verletzt worden seien, sagte Salangi weiter.
Die militant-islamistischen Taliban haben auf Straßen im ganzen Land Sprengsätze ausgelegt, um Bewegungen der Sicherheitskräfte zu verhindern oder langsamer zu machen. Manche werden gezündet, wenn Polizei- oder Armeefahrzeuge über die Stellen fahren. Sehr oft aber auch detonieren sie, wenn Zivilisten die Stellen passieren.
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In der Provinz Farah im Westen des Landes ist zudem in der Nacht zu Montag ein Kontrollpunkt der Armee unweit von der Provinzhauptstadt Farah-Stadt mit einer Autobombe angegriffen worden. Zunächst gab es widersprüchliche Angaben zu den Opfern. Der Provinzgouverneur sprach von zwei toten Soldaten, ein anderer Provinzrat von mindestens sechs Toten, die nach der Bombe aus den Trümmern geborgen worden seien. Wo sich die restlichen Soldaten befänden, sei unklar.
Die Sicherheitslage in Afghanistan ist angespannt. Seit Beginn des offiziellen Abzugs der internationalen Truppen am 1. Mai haben die Taliban Offensiven in mehreren Provinzen gestartet. Manche von ihnen waren erfolgreich, andere konnten die Regierungskräfte zurückschlagen. Für das Ende des Fastenmonats Ramadan diese Woche haben die Taliban eine dreitägige Waffenruhe angekündigt.
Bundeswehr-Abzug soll fortgesetzt werden
Am Samstag waren in Kabul unweit des Eingangs einer Schule binnen weniger Minuten eine Autobombe und zwei Minen explodiert. Dabei starben nach Angaben des Innenministeriums mehr als 50 Menschen, mindestens 100 wurden verletzt. Bislang bekannte sich niemand zu dem Angriff.
Die Bundesregierung verurteilte den Anschlag. Regierungssprecher Steffen Seibert sprach am Montag in Berlin von einem Angriff, der „nicht bösartiger und nicht niederträchtiger hätte sein können“. Das eigentliche Ziel des Angriffs auf eine Mädchenschule sei eine afghanische Gesellschaft, „in der Mädchen und Frauen Bildungschancen haben sollen, die die Terroristen und ihre Hintermänner ihnen vorenthalten wollen“.
Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes sprach von einem „anhaltend hohen Gewaltniveau“ in Afghanistan. Trotzdem soll der geplante Abzug der Bundeswehr fortgesetzt werden. Deutschland habe sich mit den USA und den Nato-Partner darauf verständigt, „diesen Einsatz, den wir gemeinsam begonnen haben, auch gemeinsam zu beenden“.
Zudem betonte der Außenamtssprecher die Unterstützung des Landes gehe auch nach dem Ende des Militäreinsatzes weiter. Die internationale Truppenpräsenz sei schon seit Jahren nur einer von mehreren Bausteinen des deutschen Afghanistan-Engagements. (dpa)