„Hart am Rande des Selbstmords“: Merz rechnet mit CDU-Politik der vergangenen Jahre ab
„Kein Programm, kein Kandidat, keine Strategie“: Friedrich Merz übt heftige Kritik am Wahlkampf und Auftreten der CDU. Am Samstag soll er Parteichef werden.
Der designierte CDU-Vorsitzende Friedrich Merz hat heftige Kritik am Auftreten seiner Partei in den vergangenen Jahren geübt. "Dass in den letzten Jahren so auf jede Klarheit und auf jede Position verzichtet wurde, zugunsten eines ausschließlich tagespolitisch geländegängigen Regierungshandelns, das ist schon etwas, was von vielen an der Basis kritisiert wird", sagte Merz der "Süddeutschen Zeitung".
Er monierte auch schwere Fehler im Bundestagswahlkampf im vergangenen Jahr. Ein Jahr vor der Wahl seien noch alle Fragen offen gewesen: "Kein Programm, kein Kandidat, keine Strategie, keine Kommunikation, keine Agentur, nichts." Das sei "hart am Rande des Selbstmordes" gewesen. "Wir müssen sehen, dass wir intellektuell in diesem Land wieder satisfaktionsfähig werden", forderte der künftige Parteichef weiter.
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Merz trat Einschätzungen hinsichtlich seiner politischen Zuordnung entgegen. "Es hat nie gestimmt, dass ich dieser konservative Knochen von Vorgestern bin", sagte er der "SZ". Auch glaube er "nicht, dass es eine Sehnsucht nach der guten alten Zeit gibt". Allerdings gebe es schon "den Wunsch nach etwas mehr Klarheit in den Sachthemen".
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Merz will am Samstag im dritten Anlauf CDU-Vorsitzender werden. Nach dem großen Erfolg im Mitgliedervotum im Dezember folgt am Samstag seine Wahl auf dem virtuellen Parteitag. Vor dem 66-Jährigen liegt dann die große Aufgabe, die CDU nach dem Verlust des Kanzleramts nach 16 Jahren wieder aufzurichten und neu aufzustellen.
An Selbstbewusstsein dafür mangelt es ihm nicht. Gerade das Ergebnis des Mitgliederentscheids dürfte Merz als große Bestätigung aufgefasst haben. Gut 62 Prozent der Teilnehmenden sprachen sich für ihn statt für die Konkurrenten Norbert Röttgen und Helge Braun aus. (AFP)