Anschlag vom Breitscheidplatz: Merkel will Angehörige der Terroropfer treffen
In einem offenen Brief kritisieren Angehörige der Terroropfer vom Breitscheidplatz die Kanzlerin und die Behörden. Nun sagt Merkel ein Treffen zu - am Vorabend des Jahrestags.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) will sich bei einem Treffen mit Angehörigen der Opfer des Weihnachtsmarktanschlags von Berlin auch der Kritik der Hinterbliebenen stellen. Ein am Freitag bekannt gewordener offener Brief der Familien der Todesopfer sei auch im Bundeskanzleramt eingegangen, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag in Berlin. Dort werde er mit "großem Respekt" vor dem Leid der Familien gelesen.
Es sei spürbar, dass viele aus dem Betroffenenkreis das Bedürfnis hätten, "auszudrücken, was sie von staatlicher Seite als unzureichend oder als zusätzlich belastend empfanden", sagte Seibert. Deshalb wolle Merkel bei der Begegnung am 18. Dezember "zuhören und genau wissen, was es ist, das den Angehörigen eine ungeheuer schwere Zeit möglicherweise unnötig noch schwerer gemacht hat". Dabei wolle Merkel sich auch der Kritik an den staatlichen Institutionen stellen.
Angehörige beklagen mangelnde Unterstützung
Beim Anschlag auf den Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz waren am 19. Dezember 2016 zwölf Menschen getötet und 67 weitere verletzt worden. Am Freitag war ein offener Brief bekannt geworden, in dem Angehörige der zwölf Todesopfer mangelnde Unterstützung beklagen und auch die Bundesregierung kritisieren.
Auch die Opferhilfsorganisation Weißer Ring forderte mehr Unterstützung für Betroffene. "Der Staat muss eine Krisenkoordinationsstelle einrichten", erklärte die Bundesvorsitzende Roswitha Müller-Piepenkötter. Nach dem Weihnachtsmarktanschlag habe es zahlreiche Pannen bei der Arbeit der Berliner Behörden gegeben, die die Angehörigen zusätzlich belastet hätten. Viele Opfer hätten sich deswegen allein gelassen gefühlt.
Nach dem Anschlag habe der Weiße Ring etwa 80 Opfer, Angehörige und Hinterbliebene in Berlin betreut und materiell unterstützt. Mit mehr als 150.000 Euro überbrückte der Verein Verdienstausfälle oder finanzierte Erholungsmaßnahmen. "Terroropfer brauchen einen Rechtsanspruch auf Schmerzensgeld gegenüber dem Staat", sagte Müller-Piepenkötter. Nach Einschätzung der Hilfsorganisation sollte dafür jedem Opfer ein mindestens fünfstelliger Betrag zustehen. (AFP)