„Nehmen Sie es ernst, denn es ist ernst“: Merkel warnt vor Leichtsinn in Coronavirus-Krise
Deutschland sei bisher einigermaßen gut durch die Krise gekommen, sagte die Kanzlerin in ihrer Videobotschaft – und wiederholt ihren Appell von Anfang März.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat die Bürger angesichts der weiter bestehenden Gefahren durch das Coronavirus vor leichtsinnigem Verhalten gewarnt. „Die von dem Virus ausgehende Gefahr ist weiterhin ernst“, sagte sie am Samstag in ihrer wöchentlichen Videobotschaft. Merkel wiederholte explizit ihren Appell vom Anfang der Krise Mitte März: „Nehmen Sie es ernst, denn es ist ernst.“
„Wir vergessen es leicht, weil Deutschland bislang einigermaßen gut durch die Krise gekommen ist, aber das heißt nicht, dass wir geschützt wären, dass die Gefahr gebannt wäre“, betonte die Kanzlerin jetzt. „Dass dies nicht so ist, zeigen die sich aktuell rasant ausbreitenden regionalen Ausbrüche.“
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Wenn es darum gehe, die Verbreitung des Virus einzudämmen, seien neben der Politik weiterhin alle Bürger gefragt. „Wir alle müssen es weiter als unsere gemeinschaftlich empfundene Verpflichtung verstehen, dass jeder und jede Einzelne unser aller Schicksal in der Hand haben, indem wir uns an die Regeln halten: Mindestabstand, Mund-Nasen-Schutz im öffentlichen Raum und Händewaschen.“ Auch sollten die Bürger die neue Warn-App nutzen.
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Die Überwindung der Corona-Pandemie und ihre Folgen betrachte sie als zentrale Aufgabe während der deutschen EU-Ratspräsidentschaft, sagte Merkel. Die Pandemie habe gewaltige gesundheitliche, wirtschaftliche und soziale Auswirkungen und schon mehr als 100.000 Menschen in Europa das Leben gekostet. „Und auch zentrale europäische Errungenschaften wie die Freizügigkeit und die offenen Grenzen waren und sind zum Teil noch eingeschränkt“, sagte sie.
Darüber hinaus stehe Europa vor drei Schlüsselherausforderungen: Erstens, Klimaneutralität zu erreichen, um den Klimawandel zu verlangsamen. Das zweite Ziel sei digitale Souveränität. „Die letzten Tage und Wochen haben vielen von uns gezeigt, wie nützlich die Digitalisierung im Alltag sein kann, aber auch wie abhängig Europa in diesem Bereich noch ist“, erklärte die Kanzlerin. .Drittens müsse Europa nach außen handlungsfähiger gemacht werden, um europäische Werte und Interessen in der Welt zu verteidigen.
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Sie werde EU-Ratspräsident Charles Michel nach Kräften dabei unterstützen, so rasch wie möglich einen neuen EU-Haushalt aufzustellen und Aufbaumaßnahmen zu verabschieden, damit die europäische Wirtschaft wieder wachse und der soziale Zusammenhalt gesichert werde.
Ihr sei bewusst, dass mit der am Mittwoch beginnenden deutschen EU-Präsidentschaft besonders große Erwartungen verknüpft seien. „Wir wollen diese Erwartungen erfüllen, indem wir uns dafür einsetzen, dass wir alle zusammen gut aus der Krise herauskommen und wir Europa gleichzeitig auf die Zukunft vorbereiten.“ (dpa, epd, KNA, Reuters)