Söder will Werbeoffensive für Corona-Impfung: Merkel & Co. sollten sich schnell piksen lassen
Die hohe Politik kann mit einem Stich in den eigenen Arm ihre Impfempfehlung glaubwürdig verkörpern – und den Skeptikern ein Argument nehmen. Ein Kommentar.
Die Corona-Impfungen nähern sich in Riesenschritten, und damit wird die Option auf den rettenden Piks, die im Sommer noch ein Wunschtraum war, zur ernsten Frage. Wie ernst, lässt sich in Umfragen ablesen, die sinkende Werte bei der Impfbereitschaft nachweisen.
Vom Hamburg Center for Health Economics stammen Zahlen, nach denen die Impfbereitschaft von April bis September von 70 auf 57 Prozent gesunken ist.
Auf 53 Prozent kommt eine Umfrage der Barmer Ersatzkasse im November. 20 Prozent sagten „eher nicht“ und „sicher nicht“ auf die Frage, ob sie sich impfen lassen würden. Zehn Prozent waren unentschieden. Die Zustimmung zur Impfung sank, wenn gefragt wurde, ob man seine Kinder impfen lassen würde. Das bejahten 42 Prozent, während 40 Prozent „eher nicht“ und „sicher nicht“ angaben.
Markus Söder hat schon darauf hingewiesen, dass noch kräftig Impfwerbung nötig werde – und will höchstselbst mittun: indem er sich selbst impfen lässt. Vorbildfunktion nennt er das. Wie es heißt, hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn angekündigt, es dem bayerischen Ministerpräsidenten nachzutun. Und das ist richtig so.
Was könnte ein überzeugenderes Argument für die Impfung sein, als dass Kabinett und Länderregierungschefinnen und -chefs voranschreiten?
Seht her, es ist sicher, wir machen's euch vor
Von der Bundeskanzlerin angefangen, könnten sie sich öffentlichkeitswirksam impfen lassen, und so ihre Empfehlung nicht nur verkünden, sondern verkörpern. Motto: Seht her, es ist sicher, wir machen es euch sogar vor.
Gut möglich, dass sie damit jene nicht mehr erreichen, die längst von der Palette der nachvollziehbaren Gründe gekippt sind, aber bei all jenen, die nur Skrupel vor dem Tempo, der neuen Methode oder wegen aufgeschnappter Gerüchte haben, könnte es fruchten. Das sind auch jene, die ein Ausbleiben dieses Signals einen Schritt weiter auf den Palettenrand zutreiben könnte.
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Denn die Frage „Wieso sollen wir Mittel einnehmen, die die nicht nehmen wollen?“ wäre gesetzt. Und auf überzeugende Antworten dürfte man gespannt sein. Dass man sich nicht vordrängeln wolle, nicht den Eindruck vermitteln, man nehme sich, worauf die anderen warten sollen, einfach, weil man die Macht dazu hat?
Sind nicht Regierungen die Systemrelevanz schlechthin?
Das könnte die Unterstellung derjenigen sein, die den immunisierenden Piks sofort wollen und eifersüchtig die Debatten über Impfreihenfolgen verfolgen. Aber denen kann man entgegnen: Auf dieses Dutzend Dosen kommt es nicht an – wohl aber darauf, dass möglichst viele mitmachen.
Und sind nicht letztlich Regierungen auch die Systemrelevanz schlechthin? So gesehen wäre, dass deren Mitglieder gesund bleiben, ganz im Geist der bisher bekannten Reihenfolgeempfehlungen.