Ukrainischer Botschafter enttäuscht von Kanzler-Rede: Melnyk hätte sich von Scholz „viel mehr Konkretes“ gewünscht
In einer TV-Ansprache erklärt der Bundeskanzler seine Ukraine-Politik. Botschafter Melnyk vermisst etwas Neues, vor allem zu Waffenlieferungen.
Der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk hat sich von der Fernsehansprache von Bundeskanzler Olaf Scholz zum Jahrestag des Weltkriegsendes in Europa enttäuscht gezeigt. Man hätte sich auch in der Rede „viel mehr Konkretes“ dazu gewünscht, wie der Bundestagsbeschluss zur Lieferung schwerer Waffen umgesetzt werden solle, sagte Melnyk am Sonntag in der ARD-Sendung „Anne Will“. „Da haben wir leider nicht viel Neues gehört.“
Die Zusage der Bundesregierung, sieben Panzerhaubitzen - moderne Artilleriesysteme - an die Ukraine zu liefern, nannte Melnyk eine „gute Entscheidung“.
Zugleich machte Melnyk deutlich, dass er deutlich mehr erwarte. „Wenn wir den Bundeskanzler hören, der sagt, Russland darf nicht gewinnen, das heißt, dass man alles, wirklich alles unternehmen sollte, (...) um uns zu helfen in dieser schwierigen Situation, in diesem Krieg, der schlimmste Krieg seit dem Zweiten Weltkrieg“, forderte der Diplomat.
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Hitler-Deutschland habe auch nur besiegt werden können, weil die USA und andere Länder der Sowjetunion im Rahmen des Lend-Lease-Gesetzes Tausende Flugzeuge und Panzer geliefert hätten, sagte Melnyk. „Und wir reden über sieben Panzerhaubitzen und keine weitere Aussicht.“ Weitere „historische Entscheidungen“ des Bundestags und der Bundesregierung wären wichtig, um mit allem zu helfen, was die Ukraine benötige.
Scholz hatte sich am Sonntag zum Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs in Europa an die Bürger gewandt und die deutsche Unterstützung für die von Russland angegriffene Ukraine untermauert. Der Ukraine nicht im Kampf gegen den Aggressor zu helfen, würde bedeuten, „zu kapitulieren vor blanker Gewalt“. (dpa)