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Mehr Tests, mehr Fälle? Die Deutschen blicken sorgenvoll auf die kommenden Pandemie-Monate.
© Roland Weihrauch/dpa

Repräsentative Umfrage des Tagesspiegels: Mehrheit der Deutschen erwartet schlimmere zweite Corona-Welle

Die Deutschen blicken sorgenvoll auf die kommenden Monate der Corona-Pandemie. Vor allem fürchten sie strengere Kontaktbeschränkungen.

Die Deutschen sind im Hinblick auf die kommenden Monate eher sorgenvoll und dementsprechend vorsichtig. Das geht aus einer repräsentativen Civey-Umfrage im Auftrag des Tagesspiegels hervor. Sechs Fragen wurden den Deutschen gestellt. Die Antworten geben Aufschluss über die Sichtweise der Deutschen zu derzeit wichtigsten politischen Fragen bezüglich der Entwicklung der Corona-Pandemie.

Mehr als die Hälfte erwartet, dass Deutschland in den kommenden Monaten stärker von der Pandemie betroffen sein wird als im Frühjahr. Während dies 51 Prozent der Deutschen angaben, sind lediglich 31 Prozent vom Gegenteil überzeugt. Die Infektionszahlen waren am Mittwoch auf mehr als 4000 gestiegen – im Frühjahr erreichten sie am 2. April mit mehr als 6500 ihren bisherigen Höchstwert.

Auffällig ist: Umso jünger die Deutschen, desto zuversichtlicher sehen sie die Lage für die kommenden Monate. Nur 43 Prozent der 18- bis 29-Jährigen glauben, dass Deutschland in den kommenden Monaten stärker betroffen sein wird als im Frühjahr. Bei den Deutschen, die älter als 50 Jahre alt sind, sind es rund 54 Prozent.

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Außerdem sind Frauen in diesem Zusammenhang pessimistischer als Männer. Während 54 Prozent der Frauen glauben, dass die Pandemie Deutschland demnächst härter trifft als zu Beginn, glauben dies nur 48 Prozent der Männer. Unterschiede gibt es auch zwischen Einwohner aus dem Osten und dem Westen Deutschlands. Westdeutsche (53 Prozent) sind pessimistischer als Ostdeutsche (44 Prozent).

Die große Mehrheit der Deutschen hat die Sorge, dass es im Winter zu strengeren Kontaktbeschränkungen kommen könnte. Rund 74 Prozent teilten diese Sorge, rund 17 Prozent nicht. Allerdings sind junge Leute weitaus optimistischer: Während 54 Prozent der 18- bis 29-Jährigen die Sorge haben, dass es im Winter zu strengeren Kontaktbeschränkungen kommen könnte, sind es 79 Prozent der Über-65-Jährigen.

In Berlin beispielsweise gibt es ab Samstag bereits strengere Kontaktbeschränkungen. Bundesweit gibt es zudem ein Beherbergungsverbot für Reisende aus Corona-Hotspots.

Allerdings ist die Sorge, aufgrund der Corona-Pandemie einen einsamen Winter zu verbringen, nicht weit verbreitet. Lediglich rund jeder vierte Deutsche äußerte diese Sorge, rund 64 Prozent haben geringe oder keine Sorgen bezüglich eines einsamen Winters.

Drei von fünf Deutschen würden aktuell auf eine Feier im Bekanntenkreis verzichten, wenn Sie das Corona-Risiko als zu hoch einschätzen. Rund 31 Prozent der Deutschen schätzen das Ansteckungsrisiko hingegen nicht so hoch ein, dass sie einer Feier im Freundes- oder Familienkreis fernbleiben würden.

Die Gruppe der 30- bis 39-jährigen Deutschen ist die, von denen die wenigsten einer Feier aufgrund des Infektionsrisikos fernbleiben würden – und zwar 48 Prozent. Im Gegensatz dazu ist die Gruppe der Deutschen, die älter als 65 Jahre sind, die, von denen rund 69 Prozent einer Feier aus diesen Gründen nicht beiwohnen würden.

Interessant ist auch: Aus gering besiedelten Gebieten Deutschlands schätzen die wenigsten Menschen das Risiko so hoch ein, dass sie einer Feier fernbleiben würden – und zwar weniger als die Hälfte. Außerdem würden Frauen (63 Prozent) eher als Männer (56 Prozent) an einer Feier aufgrund des Infektionsrisikos nicht teilnehmen.

Ein Ausschankverbot und das Erlauben von Heizpilzen würde eine Mehrheit der Deutschen akzeptieren. Drei von fünf Deutschen würden auf ausgeschenkten Alkohol in der Öffentlichkeit verzichten, sogar 64 Prozent Heizpilze erlauben, damit Gastronomen Gäste ganzjährig im Freien bewirten können. Rund jeder dritte Deutsche steht dem Ausschankverbot ablehnend gegenüber, lediglich rund 27 Prozent würden Heizpilze verbieten.

Der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, Detlef Scheele, hatte sich am Donnerstag angesichts der andauernden Krise im Gastgewerbe und der damit verbundenen Arbeitsplatzverluste wegen der Corona-Pandemie ausdrücklich für den Einsatz der umstrittenen Heizpilze in der Gastronomie während der Wintermonate ausgesprochen. „Wenn die Gastwirte mit Heizpilzen ihre Gäste noch einen Monat länger an der frischen Luft bewirten können, wäre das sicherlich ein Gewinn“, sagte Scheele zu „Bild“.

Die älteste befragte Gruppe der Deutschen ist die, die einem Ausschankverbot am deutlichsten zustimmen würde – mehr als jeder Dritte der Menschen über 65 Jahre. Auch eindeutig: Menschen aus dem Westen Deutschlands halten ein Verbot des Ausschanks von Alkohol zu 64 Prozent eher als akzeptable Maßnahme gegen Corona als Menschen aus dem Osten Deutschlands (51 Prozent).

Am deutlichsten ist der Unterschied bei der politischen Ausrichtung der Menschen: Während zwei von drei CDU- oder SPD-Wählern ein Ausschankverbot für Alkohol mittragen würden, halten mehr als 70 Prozent der AfD-Wähler ein solches Verbot für eine inakzeptable Maßnahme.

Auch bezüglich des Erlaubens der Heizpilze ergibt sich politisch ein interessantes Bild: Während CDU (77 Prozent) und FDP (81 Prozent) Heizpilze mehrheitlich erlauben wollen, sind Grüne (42 Prozent) und Linke (45 Prozent) nicht mehrheitlich dafür. Die Heizstrahler gelten als Klimasünder.

Viele Kommunen, die in der Regel für die Erlaubnis zur Aufstellung zuständig sind, hatten die Geräte daher ganz oder teilweise verboten. Auch demographisch gibt es klare Unterschiede. Jüngere Leute stehen dem Erlauben von Heizpilzen kritischer gegenüber als ältere. 54 Prozent der 18- bis 29-Jährigen sprechen sich pro Heizpilze aus, unter den Menschen über 65 Jahre sind es sogar rund 70 Prozent.

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