Zukunftsforscher und "Club of Rome": Mehr Urlaub fürs Klima
Andere Arbeit, weniger Konsum, weniger Kinder: Der „Club of Rome“ fordert die finanzielle Förderung von Verzicht - und bekommt Applaus vom CSU-Entwicklungsminister Müller.
Reformen für Gerechtigkeit und Klimaschutz funktionieren nur, wenn die Mehrheit davon kurzfristig profitiert, mahnt der Thinktank „Club of Rome“.
Nach diesem Grundsatz haben zwei der einflussreichsten Zukunftsforscher einen radikalen Plan für einen Systemwechsel und Umbau der Volkswirtschaften verfasst und wollen „mit wenig Wachstum soziale Ungleichheit, Arbeitslosigkeit und Klimawandel bekämpfen“. #
In dem am Dienstag in Berlin präsentierten neuen Buch „Ein Prozent ist genug“ fordern die Autoren Jorgen Randers und Graeme Maxton, zur Vermeidung von Treibhausgas-Emissionen und Arbeitslosigkeit den Jahresurlaub zu erhöhen, Kinderlosigkeit zu fördern – und Geld zu drucken, um grüne Projekte zu unterstützen.
Wachstum soll kosten - und der Gewinn für Veränderung investiert werden
Für viele Entwicklungsländer sei „herkömmliches Wirtschaftswachstum“ aktuell noch wünschenswert. Aber die Autoren fordern eine Abkehr vom Freihandel, vom „unendlichen Konsum“ und von der „marktradikalen Ideologie“. Fossile Brennstoffe und ungesunde Produkte sollten aber speziell besteuert und die Erlöse daraus auf alle Bürger verteilt werden: „Die Staaten sollen es Menschen in die Hand geben, die die Welt besser machen wollen“, sagte Randers. Dazu gehöre es, Menschen aus öffentlicher Hand zu unterstützen, die Jobs in der Kohlebranche aufgeben, um in umweltfreundliche Jobs zu wechseln. Zum Klimaschutz und einer gerechteren Anerkennung von Arbeit soll auch die Förderung von Menschen beitragen, die zu Hause Angehörige pflegen.
Auch eine schrittweise Anhebung der Erbschaftsteuer auf bis zu 100 Prozent und eine Erhöhung des Renteneintrittsalters auf 70 Jahre werden vorgeschlagen. Die „Club“-Präsidenten Ernst Ulrich von Weizsäcker und Anders Wijkman warnen: „Viel Zeit bleibt unserer Welt nicht mehr, um ihre Hochgeschwindigkeitsfahrt zu beenden! (...) Die Mauer kommt näher“. Das nichtkommerzielle Expertengremium „war seiner Zeit immer voraus“, sagte CSU-Bundesentwicklungsminister Gerd Müller bei der Buchvorstellung. Es wurde 1968 gegründet und erlangte 1972 mit dem Bericht „Die Grenzen des Wachstums“ weltweit Beachtung. (epd/dpa)