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Die Feministin Alice Schwarzer.
© dpa/Oliver Berg

Alice Schwarzer über Abtreibungen: Mehr Mitsprache für Männer, die nicht Vater werden wollen

Vor 50 Jahren hieß es im „Stern“: „Wir haben abgetrieben!“ In einem Interview spricht Initiatorin Alice Schwarzer über das Recht auf Abtreibung und Vaterschaft.

Es ist 50 Jahre her, dass 374 Frauen im "Stern" bekannten: "Wir haben abgetrieben!" Zu ihnen gehörten Prominente wie Romy Schneider, Senta Berger und Carola Stern, und Hausfrauen oder Sekretärinnen. Initiatorin der Aktion im Juni 1971 war Alice Schwarzer.

Doch das Recht auf Abtreibung sei auch heute noch immer nicht gesichert, sagte Schwarzer jetzt dem "Spiegel". Den Paragrafen 218 bezeichnet sie als ein "Wischiwaschigesetz". Und weiter: "Der Kern des Abtreibungsrechts ist leider erhalten geblieben: Das ist die Entmündigung der Frauen."

Verändert habe sich aber die Rolle der Väter. "Vaterschaft ist neu definiert", sagt Schwarzer. "Zunehmend viele jüngere Väter sind gern verantwortliche Väter."

Schwarzer zeigt sich offen für die Idee, dass nicht nur Frauen sich gegen eine Schwangerschaft entscheiden können, sondern Männer ebenfalls die Möglichkeit bekommen sollten, die rechtliche Verantwortung für ein Kind zurückzuweisen: "Wenn ein Mann, der nicht allein verantwortlich ist für die Schwangerschaft, nicht einsteigen will, sollte er in den ersten drei Monaten die Möglichkeit haben, Ja zu der Vaterschaft zu sagen oder Nein. Innerhalb einer engen Frist, sagen wir eine Woche."

Geburtsstunde des Feminismus in Deutschland

Schwarzer berichtet, dass es Phasen in ihrem Leben gegeben habe, in denen sie dachte, es sei selbstverständlich, dass auch sie ein Kind bekommen würde. Sie habe dabei immer an ein Mädchen gedacht. "Ich hatte sogar schon einen Vornamen."

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Sie zeigte sich überzeugt, dass die "Stern"-Geschichte die Geburtsstunde des Feminismus in Deutschland gewesen sei. Der damalige Titel des Magazins sei der Funke gewesen, damit Frauen sich vernetzten und öffentlich für ihre Rechte kämpften.

Niemand in Deutschland habe so stark für die Abnahme von Abtreibungen gesorgt wie Feministinnen. "Frauen sind aufgeklärter geworden: Sie haben gelernt zu verhüten. Frauen sind selbstbewusster geworden, auch sexuell: Sie tun im besten Fall nur das, was sie auch selber möchten", sagte Schwarzer im Interview. Frauen heute hätten deshalb ein sehr viel geringeres Risiko, ungewollt schwanger zu werden als früher. (mit KNA)

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