Angriffe der US-Militärkoalition: Mehr als hundert regierungstreue Kämpfer in Syrien getötet
Die US-geführte Anti-IS-Koalition hat regierungstreue Truppen mit Luftangriffen und Artillerie bombardiert. Syrien nennt den Angriff eine „Aggression“.
Bei Angriffen der US-geführten Militärkoalition in Syrien sind nach Angaben aus Washington mehr als hundert regierungstreue Kämpfer getötet worden. Er gehe davon aus, dass diese Zahl regierungstreuer Kämpfer bei Gefechten mit den oppositionellen Syrischen Demokratischen Kräften (SDF) und Truppen der Koalition getötet wurde, sagte ein US-Militärvertreter am Donnerstag in Washington. Der Militärvertreter sprach von "Selbstverteidigung". Rückgrat der mit den USA verbündeten SDF sind die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG).
Die den bewaffneten Rebellen nahe stehende Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldete, die Koalition habe in der Nacht zum Donnerstag in der östlichen Provinz Deir Essor Luftangriffe geflogen und Boden-Boden-Raketen eingesetzt. Zuvor habe syrisches Militär Stellungen der Syrischen Demokratischen Kräfte angegriffen. Die in Großbritannien angesiedelte Beobachtungsstelle stützt sich auf Informanten in Syrien. Ihre Angaben können von unabhängiger Seite kaum überprüft werden.
Syrien kritisiert US-Angriff als „Aggression“
Staatliche syrische Medien berichteten unterdessen, bei Angriffen der US-geführten Militärkoalition seien dutzende Kämpfer getötet worden. Im Staatsfernsehen hieß es, in einer "neuen Aggression und einem Versuch zur Unterstützung des Terrorismus" seien "Volkskräfte" getroffen worden. Damit waren offenbar mit Damaskus verbundene paramilitärische Gruppen und keine Soldaten gemeint. Die Truppen der US-geführten internationalen Koalition hätten im Osten Syriens Kräfte bombardiert, die die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) und die Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) bekämpften, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Sana am Donnerstag.
Neue Luftangriffe auf Rebellengebiet
Syriens Luftwaffe hat erneut ein Rebellengebiet nahe der Hauptstadt Damaskus angegriffen und dabei Aktivisten zufolge mindestens 21 Zivilisten getötet. Bei der heftigen Bombardierung der Region Ost-Ghuta seien 125 Menschen verletzt worden, meldete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Damit seien in den vergangenen drei Tagen bei Angriffen auf Ost-Ghuta mehr als 150 Zivilisten ums Leben gekommen, rund 40 von ihnen Kinder.
Regierungstruppen haben das vor allem von islamistischen Rebellen kontrollierte Gebiet vollständig eingeschlossen. Rund 400 000 Menschen sind fast vollständig von der Außenwelt abgeschnitten. Helfern zufolge ist die humanitäre Lage deswegen dramatisch.
Erdogan bezeichnet Assad als „Mörder“
Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan hat Gespräche mit dem syrischen Präsidenten Baschar al-Assad abgelehnt. „Was sollen wir mit einem Mörder reden, der eine Millionen seiner Bürger getötet hat“, sagte Erdogan am Donnerstag vor Ortsvorstehern in Ankara. Assad habe „Terror“ verbreitet und sei der Grund für den Tod vieler Menschen. „Und er tötet noch weiter“, sagte Erdogan.
Gipfel mit Erdogan, Putin und Ruhani geplant
In den Bemühungen um ein Ende der Gewalt in Syrien wollen die Staatspräsidenten Russlands, des Irans und der Türkei in Istanbul zu einem weiteren Gipfeltreffen zusammenkommen. Das meldete die staatliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu am Donnerstag nach einem Telefonat des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan mit Kremlchef Wladimir Putin.
Ein Termin für das Spitzentreffen Erdogans, Putins und des iranischen Präsidenten Hassan Ruhani in der türkischen Millionenmetropole wurde zunächst nicht genannt. Der Kreml in Moskau teilte lediglich mit, Putin und Erdogan hätten sich für eine weitere Zusammenarbeit der drei Länder im Syrien-Konflikt ausgesprochen. Dazu hätten sie über Treffen in verschiedenen Formaten beraten. Zuletzt waren die drei Präsidenten bei einem Gipfel im November im russischen Schwarzmeerort Sotschi zu Beratungen über Syrien zusammengekommen. (dpa/AFP)