Afghanistan: Mehr als 20 Tote bei Angriff in Dschalalabad
Selbstmordattentäter haben in der Provinzhauptstadt Dschalalabad Sprengstoffwesten gezündet. Bisher hat sich niemand zu dem Angriff bekannt.
Bei einem Angriff auf eine Baufirma in Ostafghanistan sind mehr als 20 Menschen getötet worden. Mindestens 16 Mitarbeiter der Baufirma kamen ums Leben, weitere neun seien verletzt worden, sagte der Sprecher der Provinzregierung von Nangarhar, Attaullah Chogiani, am Mittwoch. Zudem seien fünf Angreifer ums Leben gekommen.
Laut Chogiani stürmten mehrere Angreifer am frühen Mittwochmorgen die Firma. Zwei Selbstmordattentäter hätten sich in die Luft gesprengt, drei weitere seien von Sicherheitskräften getötet worden. Der Angriff dauerte demnach mehr als sechs Stunden. Bei der Durchsuchung des Firmengeländes durch Sicherheitskräfte seien noch eine Autobombe, zwei Sprengstoffwesten und mehrere Bomben gefunden und entschärft worden. Bisher bekannte sich niemand zu dem Angriff.
Behörden zufolge befindet sich das Unternehmen beim Flughafen von Dschalalabad, der Provinzhauptstadt von Nangarhar, und führt unter anderem dort auch Arbeiten durch. Am Flughafen sind auch US-Truppen stationiert. In Nangarhar sind die radikalislamischen Taliban, aber auch der Ableger der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) aktiv. Es gibt aber auch immer wieder Berichte, dass Selbstmordattentäter und Angreifer eingesetzt werden, um persönliche, wirtschaftliche oder andere politische Fehden mit Gewalt zu lösen.
Laut dem UN-Bericht zu zivilen Opfern in Afghanistan verzeichnete die Provinz Nangarhar nach Kabul 2018 die zweithöchste Anzahl ziviler Opfer. Insgesamt kamen in dem Konflikt im Vorjahr mehr als 3800 Zivilisten ums Leben, das sind elf Prozent mehr als 2017.
Seit 2001 versucht eine internationale Allianz unter Führung der USA und unter Beteiligung der Bundeswehr die Regierung in Kabul zu schützen und den radikalislamischen Taliban die Kontrolle über das Land zu entreißen. Mit mäßigem Erfolg. Nach dem Abzug des größten Teil der Nato-Truppen 2014 erobern die Taliban das Land Stück für Stück zurück.
Im Ringen um eine politische Lösung des mehr als 17 Jahre langen Konflikts gibt es den Taliban zufolge kleine Fortschritte. Derzeit verhandeln die Aufständischen mit US-Vertretern im Golfemirat Katar über einen Abzug der internationalen Truppen aus dem Land. Im Gegenzug soll es Garantien geben, dass Afghanistan kein sicherer Hafen für Terroristen wird. Das für die Anschläge auf das World Trade Center 2001 verantwortliche Terrornetzwerk Al Qaida hatte damals Unterschlupf in Afghanistan gefunden.
Die USA fordern in den Gesprächen auch eine umfangreiche Waffenruhe. Außerdem sollen die Taliban Gespräche mit der Regierung in Kabul aufnehmen. Die mittlerweile sechste Gesprächsrunde zwischen einer US-Delegation und hochrangigen Taliban hatte vergangenen Montag begonnen. Erstmals war auch der Vizechef der Taliban, Mullah Abdul Ghani Baradar, nach Doha gereist. US-Chefunterhändler Zalmay Khalilzad schrieb am Mittwoch auf Twitter: „Wir machen weiterhin langsame, beständige Schritte in Richtung Verständnis und schließlich Frieden.“
Die USA hatten im vergangenen Sommer Direktgespräche mit den Taliban aufgenommen, um den seit mehr als 17 Jahren währenden Konflikt in Afghanistan zu beenden. Damit hatten sie ihre Politik bedeutend geändert. Davor hatten sie stets gesagt, die Aufständischen sollten direkt mit der afghanischen Regierung verhandeln und ein Friedensprozess müsse unter deren Führung stattfinden. (mis/AFP)