Papst Franziskus kritisiert Donald Trump: Mauer zwischen USA und Mexiko "nicht christlich"
Auf dem Rückflug von seiner mehrtägigen Mexiko-Reise hat Papst Franziskus Donald Trump scharf kritisiert. Außerdem bezeichnete er Verhütung im Kampf gegen Zika als vertretbar.
Der US-amerikanische Präsidentschaftsbewerber Donald Trump hat auf die Kritik von Papst Franziskus an seinem politischen Kurs reagiert. „Wenn ein religiöses Oberhaupt den Glauben einer Einzelperson in Frage stellt, ist das schändlich“, schrieb Trump am Donnerstagabend auf Facebook. „Ich bin stolz darauf, ein Christ zu sein“, so der Immobilienunternehmer weiter.
Der Papst habe sich durch die mexikanischen Regierung vereinnahmen lassen, konterte Trump. Diese wolle die USA nur weiter „abzocken“. Franziskus habe lediglich „die eine Seite der Geschichte gehört“. Was die derzeitige Grenzpolitik an Problemen wie Kriminalität, Drogenhandel oder wirtschaftlichen Schaden bringe, habe der Papst dagegen nicht gesehen.
Zuvor hatte Franziskus auf dem Rückflug von seiner mehrtägigen Mexiko-Reise vor mitreisenden Journalisten den von Trump befürworteten Ausbau der Grenzanlagen zwischen Mexiko und den USA mit den Worten kommentiert: „Jemand der Mauern, statt Brücken bauen will, ist kein Christ.“ Er wolle sich nicht in die Politik einmischen und sagen, ob man Trump wählen solle oder nicht, betonte er. Aber er könne sehr wohl sagen, dass es nicht christlich sei, um jeden Preis Mauern zu bauen und keine Brücken.
Während der „fliegenden Pressekonferenz“ teilte der Papst weiter mit, dass er den Gebrauch von Verhütungsmitteln angesichts der Bedrohung durch das Zika-Virus moralisch prinzipiell für verantwortbar halte. Es gebe bei diesem Thema einen grundsätzlichen Unterschied zur Abtreibung, denn diese sei immer ein „absolutes Übel“. Verhütung hingegen könne in Ausnahmefällen erlaubt sein.
Angesprochen auf die aktuelle Lage in Europa regte das Kirchenoberhaupt eine „Neugründung“ Europas an. Er denke dabei an die Gründungsväter nach dem Zweiten Weltkrieg. Leider gebe es heute keine Leitfiguren mehr wie damals Konrad Adenauer und Robert Schuman. Europa habe eine ganz besondere Kraft, Kultur und Geschichte, die man nicht aufs Spiel setzen dürfe, betonte der Papst mit Blick auf Euro- und die Flüchtlingskrise: „Wir müssen alles tun, was möglich ist, um der EU die Kraft und die Inspiration zu geben, wieder voranzukommen.“
Papst zeigt Verständnis für Kritik
Auch zu kirchenpolitischen Fragen bezog Franziskus Stellung und äußerte Verständnis für die Kritik der ukrainisch-katholischen Kirche an seiner gemeinsamen Erklärung mit dem russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill. Diese sei vor dem Hintergrund des Kriegs in der Ukraine verständlich. Die kritischen Worte des Großerzbischofs von Kiew, Swjatoslaw Schewtschuk, seien erlaubt, da es sich bei der Erklärung nicht um ein dogmatisches Dokument handle. Die beiden Kirchenoberhäupter aus Rom und Moskau hatten am Freitag bei einem historischen Treffen auf Kuba in einem 30 Punkte umfassenden Papier unter anderem Schritte zur Beilegung von Streitigkeiten in der Ukraine vereinbart.
Der Papst stellte zudem in Aussicht, dass sein Lehrschreiben zu Ehe und Familie vermutlich noch vor Ostern mit einem Kapitel über „verletzte Familien“ veröffentlicht werde. Das Schlüsselwort werde die Integration der betroffenen Paare und Familien in das Leben der Kirche sein. Diesen Aspekt habe bereits die Familiensynode im Oktober 2015 betont. Auf die Frage, ob dazu auch die Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zur Kommunion gehöre, antwortete er, diese könne vielleicht am Ende eines Wegs der Integration stehen. Es gebe aber auch andere Formen der Kommunion.
Zudem betonte der Papst auf Nachfrage, er erwarte von Bischöfen, die sexuellen Missbrauch durch Kleriker vertuschen, den Rücktritt. Wer einen Missbrauchstäter lediglich in eine andere Pfarrei versetze, zeige, dass er keine Ahnung davon habe, worum es gehe. Missbrauch sei ein „monströses Verbrechen“. (KNA)