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Papst Franziskus lacht und setzt sich auf dem Flug nach Havanna einen Sombrero auf. Den Mexikanern gefällt.
© Kna

Franziskus in Mexiko: Der digitale Papst

Bei Franziskus' Besuch in Mexiko betreiben die sozialen Netzwerke einen Aufwand wie sonst nur bei Fußballweltmeisterschaften.

Wenn der Papst durch die Weltgeschichte fliegt, dann heben sie alle ab. Der Besuch von Papst Franziskus in Mexiko treibt Gastronomen in der Hauptstadt offenbar die Freudentränen in die Augen. Laut Medienberichten hoffen sie auf den Löwenanteil der erwarteten Einnahmen in Höhe von umgerechnet rund 40 Millionen Euro. Doch auch die übrigen Zeitgenossen – ob gläubig oder nicht – verfolgen die sechstägige Visite, der ein Zwischenstopp auf Kuba vorausging, offenbar mit wachsendem Interesse. Diesen Schluss legen zumindest die Aktivitäten in den Sozialen Netzwerken nahe.

Bilder mit Papst und Sombrero, der klassischen Kopfbedeckung der Mexikaner, machen die Runde in Internettagebüchern, den Blogs, oder auf Plattformen wie Facebook. Dazu gesellen sich mehr oder weniger geistreiche Kommentare, Karikaturen und Links zu anderen Quellen im Netz. Vorneweg marschiert Twitter. Kaum saß Franziskus im Flieger, erhöhte sich die Schlagzahl der dort abgesetzten Kurznachrichten erheblich. Rund 350 Tweets in der Stunde markieren wohl erst das untere Ende der Fahnenstange beim Hype um den Papst.

„Kommunikation ist wichtig bei diesem Besuch. Bitte teilen“, zwitschert User Armando Cavazos. Im Falle von Franziskus’ Mexiko-Visite „trendet“ vor allem der Hashtag #PapaEnMex. Bereits in der vergangenen Woche verkündete Santiago Kuribrena, Mediendirektor von Twitter Mexiko, der Netzgemeinde mit großer Freude, dass sein Unternehmen zu diesem und vier anderen Hashtags eigene Emojis kreiert habe, kleine Bilder, die wie der leidlich bekannte Smiley wortlos Stimmungen ausdrücken sollen. Und so folgt auf den Hashtag #PapaEnMex ein Gesicht eines lächelnden Männleins mit weißer Kappe, das beim ersten Hinsehen ein wenig an die konturlosen Teletubbie-Figuren gemahnt, aber natürlich keinen Geringeren symbolisieren soll als den Papst. Bereits während der USA-Reise von Franziskus hatte es diesen speziellen Service gegeben, der sonst eigentlich nur Großereignissen wie einer Fußball-Weltmeisterschaft vorbehalten ist. „Das zeigt, welchen Stellenwert die Papstvisite in den sozialen Medien hat“, sagt Felix Neumann, der von Deutschland aus für das Internetportal katholisch.de die Szene beobachtet.

Mexiko ist ein großer Wachstumsmarkt

Zugleich lassen sich dem Fachmann zufolge darüber Hinweise auf die Internetanbindung des Zielpublikums geben. „Mexiko ist zunehmend eine digitalisierte Gesellschaft und einer der wichtigsten lateinamerikanischen Internet- Wachstumsmärkte, da lohnt es sich für Twitter, einen besonderen Service anzubieten.“ Das mit der Digitalisierung wird auch den Papst beziehungsweise seine Mitarbeiter freuen, ist er doch ebenfalls als @Pontifex auf Twitter unterwegs. In neun Sprachen und mit inzwischen popstarverdächtigen 26 Millionen Followern weltweit.

Was Emojis anbelangt, so scheint das Oberhaupt der Katholiken schon seit längerer Zeit ein beliebtes Motiv zu sein. Im vergangenen Jahr geisterte bereits ein kleines Programm namens Popeemoji durch den virtuellen Raum. Wer es herunterlädt, kann seine Nachrichten auch unabhängig vom Mexiko-Besuch mit einem bunten Motiv verzieren.

Zurück nach Mexiko: Eine spannende Frage wäre da noch, ob sich Twitter für seinen Sonderservice vom Vatikan eigens entlohnen lässt. Im Vorfeld des Endspiels zur US-Footballmeisterschaft, dem Super Bowl, strich der Kurznachrichtendienst laut Medienberichten für sogenannte „Kunden-Emojis“ siebenstellige Summen von den einschlägigen Brauseherstellern und Brauerei-Riesen ein. Twitter selbst hält sich bedeckt. Gern hätte man dazu auch das Internet-Büro im Vatikan befragt. Aber dort war am Freitag niemand zu erreichen: offline – während der Papst im Netz zu neuen Höhenflügen startet. Kna

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