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Bahnt sich neuer Streit an? Die Präsidenten Erdogan (Türkei) und Trump (USA) bei einer Pressekonferenz im Mai 2017.
© Saul Loeb/AFP

Krise in Venezuela: Maduros Goldhandel mit der Türkei verärgert USA

Zwischen den NATO-Partnern USA und Türkei bahnt sich ein neuer Konflikt an. Es geht um Goldhandel mit Venezuela - und einen Umweg in den Iran.

Die Gold-Raffinerie der türkischen Firma Ahlatci Holding im nordanatolischen Corum empfing Mitte Januar einen prominenten Gast. Venezuelas Vizepräsident Tareck Zaidan El Aissami Maddah inspizierte die Fabrik und zeigte sich beeindruckt von der modernen Anlage. Die Zusammenarbeit zwischen Venezuela und der Türkei im Gold-Sektor werde ausgebaut, sagte Maddah damals türkischen Medienberichten zufolge. Wie recht er damit hatte, zeigt sich erst jetzt.

Nach Oppositionsangaben hat die venezolanische Regierung im vergangenen Jahr fast 24 Tonnen Gold in die Türkei verschifft – zum Ärger der USA, die der Regierung von Präsident Nicolas Maduro den Geldhahn zudrehen wollen. Washington fordert, dass die Türken den Handel beenden, doch Ankara will davon nichts wissen. Neuer Krach zwischen den Verbündeten zeichnet sich also ab.

Maduro will mit dem Verkauf des Goldes den Ausfall anderer Einnahmequellen ausgleichen. Neben Gold aus den Tresoren der Zentralbank geht auch Roh-Gold zur Veredelung ins Ausland. Im vergangenen Jahr wurde nach offiziellen Statistiken Roh-Gold im Wert von mindestens 900 Millionen Dollar zur Veredelung in die Türkei geliefert – doch über eine Rückkehr fertiger Goldbarren nach Venezuela gibt es keine Aufzeichnungen.

Die britische Zeitung „The Times“ meldete, die US-Behörden befürchteten einen Weiterverkauf des venezolanischen Goldes. Damit wolle sich Maduro Bargeld beschaffen, um seine Regierung trotz der amerikanischen Sanktionen an der Macht zu halten. Medienberichten zufolge lautet eine andere Vermutung der US-Regierung, das Gold aus Venezuela könne aus der Türkei an den Iran gelangen, um so die Sanktionen gegen das Mullah-Regime zu umgehen. Washington habe die Türkei deshalb gewarnt, berichtete die BBC.

Der einflussreiche US-Senator Marco Rubio schlug auf Twitter Alarm: Maduro plündere die Goldreserven seines Landes. Er hoffe nicht, dass die Türkei und die Vereinigten Arabischen Emirate – die laut der venezolanischen Opposition sogar 27 Tonnen Gold von Maduro gekauft haben – als „Komplizen“ gelten müssten. Jedes Unternehmen, das sich an dem Handel beteilige, werde US-Sanktionen zu spüren bekommen.

Die Türkei fühlt sich nicht an die amerikanischen Sanktionen gegen Maduro gebunden

Doch die Regierung in Ankara sieht nicht ein, warum sie sich außenpolitischen Prioritäten der USA unterwerfen soll. Die Türkei fühlt sich an die amerikanischen Sanktionen gegen Maduro oder gegen den Iran nicht gebunden und will nur UN-Maßnahmen mittragen.

Offiziell gibt sich die türkische Führung deshalb gelassen. Grundsätzlich sei jedem Land der Handel mit jedem Material erlaubt, so lange die Transaktionen nicht gegen internationale Regeln verstießen, sagte der Vizechef der Regierungspartei AKP, Cevdet Yilmaz, vor wenigen Tagen.

Präsident Recep Tayyip Erdogan steht fest an Maduros Seite und wirft den USA „Imperialismus“ vor. Wie Amerika denn dazu komme, einen gewählten Präsidenten entmachten zu wollen, fragte Erdogan jetzt in einer Rede. „Wo bleibt denn da die Demokratie?“ Einigen Beobachtern zufolge befürchtet Erdogan, demnächst selbst zum Ziel amerikanischer Destabilisierungsversuche zu werden.

Bahnt sich der nächste Krach zwischen der Türkei und USA an?

Damit bahnt sich kurz nach Ende der letzten türkisch-amerikanischen Krise der nächste Krach an. Im vergangenen Jahr verhängte US-Präsident Donald Trump wirtschaftliche Sanktionen gegen die Türkei, um die Freilassung eines inhaftierten US-Pastors aus türkischer Haft zu erreichen. Trumps Entscheidung verschlimmerte damals die Talfahrt der türkischen Lira an den Devisenmärkten. Inzwischen durfte der Pastor in die USA heimkehren, und die Sanktionen wurden wieder aufgehoben.

Ob Erdogan jetzt wegen Venezuela erneut US-Strafmaßnahmen riskieren wird, ist unsicher. Seine AKP muss sich Ende März landesweiten Kommunalwahlen stellen, bei denen sie laut einigen Umfragen mit erheblichem Gegenwind zu rechnen hat: Neue wirtschaftliche Turbulenzen können ihm nicht recht sein. Doch der türkische Präsident weiß auch, dass seine anti-amerikanische Haltung bei vielen Türken weit über die AKP-Wählerschaft hinaus gut ankommt. Im Moment zumindest sieht Ankara keinen Anlass, die Unterstützung für Maduro zu beenden.

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