Katze in der Downing Street: Machtwechsel in London: Was wird aus Kater Larry?
Der Regierungswechsel in London wirft viele Fragen auf. Sicherlich: EU-Austritt, Kabinettsbildung - Theresa May hat viel um die Ohren. Doch es gibt auch ganz andere Probleme.
Briten, man weiß es, haben mitunter einen Hang zu ungewöhnlichem, exzentrischen Verhalten. Aber hat man je einen Premier erlebt, der nach seiner Rücktritts-Verkündung aufgekratzt eine fröhliche Melodie summt? In Deutschland hätte das vermutlich einen Sturm der Entrüstung ausgelöst - mangelnde Ernsthaftigkeit, unangebrachte Heiterkeit, würde der Vorwurf wohl lauten. Nicht so in Großbritannien. Zwar bricht in London eine neue Ära an, mit dem EU-Austritt drohen dem Land schwere Stunden, Theresa May, die neue Premierministerin, wird es nicht leicht haben - doch das Schmunzeln und den Sinn für skurrile Situationen haben sich die Briten bewahrt.
„Do do, do do“, summt da der scheidende Premier David Cameron, dann fallen zwei Worte: „right“ und „good“ - gut und richtig. Cameron merkt nicht, dass das Mikro noch läuft. Das kurze Video erheitert die Briten, niemand denkt etwas Böses, in den sozialen Netzwerken wird fröhlich spekuliert, welche Melodie der Mann auf den Lippen hat. Ist das nicht die Melodie von „The West Wing“?
Apropos Spekulationen. Natürlich geht die Frage um „Wer wird was?“ im neuen Kabinett. Etwa: Wechseln Außenminister Philip Hammond und Schatzkanzler George Osborne den Job? Nimmt May, die Frau mit den schrillen Schuhen, auch den knallharten Brexit-Wortführer Michael Gove, bisher Justizminister, ins neue Team? May hatte im Brexit-Wahlkampf für den Verbleib in der EU plädiert - das macht ihre Stellung demnächst nicht unbedingt einfacher. Aber es gibt auch ganz praktische Fragen, die ebenfalls interessieren.
"Oberster Mäusefänger im Regierungssitz"
Etwa: Wann zieht Cameron tatsächlich aus, wann treten die Möbelpacker in Downing Street 10 in Aktion? Gibt es wirklich schon am Mittwoch den fliegenden Wechsel: Cameron raus, May rein? Also, die Tagesplanung für Mr. Cameron sieht an diesem Mittwoch wie folgt aus. Gegen Mittag letzter großer Auftritt im Unterhaus. Es steht die Fragestunde an. Sechs Jahre war Cameron im Amt, mit dem Brexit-Referendum hat er sein eigenes politisches Grab geschaufelt.
Die Frage ist: Wirft ihm zum Abgang im Parlament noch jemand Schmutz hinterher, gibt es noch eine große Abrechnung oder geht man pfleglich mit ihm um? Nach dem Unterhaus eilt Cameron zur Königin, Rücktritt einreichen. Niemand anders als Elizabeth II. kann den 49-Jährigen von seinem Amt erlösen. Danach, so hat es Cameron signalisiert, soll May in Downing Street Einzug halten. Doch geht das wirklich so schnell? Immerhin, die Nachrichtenagentur PA meldet bereits am Dienstag, es seien Möbelwagen in Downing Street gesichtet worden.
Es soll eben alles ganz schnell gehen, die Botschaft ans Volk soll lauten: Krise beendet, die Konservativen konzentrieren sich wieder aufs Regieren. Dann ist da noch eine Personalfrage, die das Herz der Briten berührt. Es geht um Kater Larry, offizieller Titel: „Chief Mouser to the Cabinet Office“, etwa: Oberster Mäusefänger im Regierungssitz. Seit 2011 lebt das Tier in Downing Street, es geht ihm wie Cameron: Dienstwohnung und Arbeitsplatz sind ein und dieselbe Adresse. Zwar ist Larry vor einiger Zeit in die Kritik geraten, wegen mangelnder Leistung in Sachen Mäuse-Killen, doch er ist immer noch ein Liebling der Briten. Die atmen auf, als sie vernehmen, dass der Kater wohnen bleiben darf. Larry gehört nämlich gar nicht den Camerons, sondern einem Angestellten. Einen eigenen Twitter-Account gibt es auch, der ist allerdings inoffiziell. (dpa)
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