Varoufakis spricht in "Charlie Hebdo": "Macht euch auf das Schlimmste gefasst"
Der griechische Finanzminister Varoufakis sieht dramatische Folgen, sollte die Politik seiner Regierung durch die Kompromisslosigkeit der europäischen Kollegen scheitern. Dann bekämen Fanatiker, Rassisten und Nationalisten Auftrieb, sagte er in einem Interview mit dem Satiremagazin "Charlie Hebdo".
Griechenlands Finanzminister Yanis Varoufakis hat in der neuen Ausgabe der französischen Satirezeitschrift "Charlie Hebdo" seine Kollegen in der Eurozone vor einem Scheitern der neuen Regierung in Athen gewarnt. Im Interview mit dem Magazin sagte Varoufakis mit Blick auf Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) und die anderen Minister: "Wenn ihr denkt, ihr tut gut daran, progressive Regierungen wie unsere zur Strecke zu bringen, dann macht euch auf das Schlimmste gefasst."
Wenn demokratisch gewählten Regierungen wie der seinen die Luft abgeschnürt werde und die Wähler in die Verzweiflung gestürzt würden, "dann profitieren davon nur die Fanatiker, die Rassisten, die Nationalisten und all diejenigen, die von Angst und Hass leben", sagte Varoufakis.
Er verglich die seinem Land abverlangten Haushaltskürzungen mit der Medizin des Mittelalters: "Damals wurden Aderlasse verschrieben, die die Kranken oft noch kranker machten, worauf sie erneut zur Ader gelassen wurden."
Varoufakis hat in den vergangenen Wochen hart mit seinen Kollegen verhandelt, um für seine Linksregierung eine Verlängerung der Finanzhilfe bei weniger drastischen Sparauflagen zu erreichen. Zwar wird die Hilfe nun fortgesetzt, doch muss Athen die von der Vorgängerregierung zugesagten Kürzungen und Reformen weitgehend umsetzen.
Die "Charlie-Hebdo"-Journalisten fragten Varoufakis auch, ob seine Regierung nicht die orthodoxe Kirche Griechenlands und die Reeder ein wenig stärker zur Ader lassen wolle als die Vorgängerregierungen. Das Problem sei, dass der "enorme Reichtum" der Kirche keinen keinen allzu hohen Ertrag bringe, der versteuert werden könne, sagte der Finanzminister. Und die Reeder seien "sehr mobil", und es sei daher "wahrscheinlich, dass ihre Gewinne das Land verlassen würden, wenn sie versteuert werden müssten". (AFP)