Außerirdisches Leben: Lockruf ins Weltall: Ist da jemand?
Gut möglich, dass es irgendwo da draußen intelligentes Leben gibt. Aber der Mensch bleibt an die Erde gefesselt. Sein Geist ist es nicht. Ein Kommentar.
Wen da nicht das Reisefieber packt. Die künstlerischen Visionen vom Zwergstern Trappist-1 und seinen sieben Planeten sehen so einladend aus, dass man am liebsten gleich ein Raumschiff besteigen und losdüsen möchte. Rötlich glimmend geht in einer Darstellung Trappist-1 am Himmel eines seiner Planeten auf, sein Licht bricht sich im Meer und an felsigen Klippen. Auf einer anderen sieht man Touristen vor der Landung auf dem Planeten „Trappist-1e“, ganz im Stil des Space Age der 1950er.
„Sieben felsige Welten, um ihre kleine, glimmende Sonne versammelt wie eine Familie um ihr Lagerfeuer.“ Kuschlig! Verheißung pur, mit einem ironischen Augenzwinkern – die Weltraumagentur Nasa versteht ihr Geschäft. Sie weckt das ganz große Fernweh. Der Mensch ist Nomade, Siedler, Pionier, das liegt uns im Blut. Wir wollen hoch hinaus, fort, in die Weiten des Weltalls, um dort kosmische Lagerfeuer zu entfachen.
Reisen zu bewohnbaren Planeten werden ein Traum bleiben. Trappist-1 etwa ist 40 Lichtjahre entfernt. Selbst wenn wir mit Lichtgeschwindigkeit fliegen könnten – völlig undenkbar –, würden wir 40 Jahre brauchen, nur für den Hinflug. Mit heutigen Raumfahrzeugen würde die Reise Jahrhunderte dauern.
Es wird also vorläufig nichts mit dem gemütlichen Barbecue auf Trappist-1e. Das Weltall ist nicht der Wilde Westen. Es ist ein sehr unwirtlicher, lebensfeindlicher Ort. Und es ist verdammt leer, ein ungeheures Nichts.
Gut möglich, dass es irgendwo da draußen intelligentes Leben gibt. Ebenso gut möglich, dass wir nie von ihm erfahren werden, weil es einfach zu weit weg ist (und sich zu allem Übel auch noch von uns fortbewegt, der kosmischen Inflation sei Dank). Das ist aber nicht das Ende der Geschichte. Der Mensch mag an die Erde gefesselt sein. Sein Geist ist es nicht.
Das Wissen wächst - auch wenn wir auf der Erde bleiben
Die vergangenen Jahrzehnte haben einen enormen Wissenszuwachs über den Kosmos und seine Geschichte hervorgebracht. Exoplaneten – Planeten außerhalb unseres Sonnensystems – sind dafür ein gutes Beispiel. Zunächst wurde ihre Existenz überhaupt bezweifelt, erst 1988 glückte die erste Entdeckung. Heute weiß man von rund 3500 Exoplaneten in mehr als 2600 Sonnensystemen. Die Beobachtungsmöglichkeiten werden immer detaillierter. Neue Teleskope werden in der Lage sein, die Atmosphäre von Exoplaneten zu bestimmen und damit Auskunft darüber geben, wie wahrscheinlich Leben auf diesen Himmelskörpern ist. Auch auf den Trabanten von Trappist-1.
Die Explosion des Wissens beflügelt auch die kosmischen Theoretiker. Seit Stephen Hawkings 1988 erschienener „Kurzer Geschichte der Zeit“ entfalteten sich eine Fülle neuer Ideen über die Entstehung und Entwicklung des Universums und seinen fundamentalen Aufbau. Vielleicht gibt es nicht nur eines, sondern viele Universen, die voneinander abzweigen oder nebeneinander existieren, lautet etwa eine Theorie.
Niemals zuvor gab es eine solche Konjunktur aufregender Weltentstehungs- Modelle. Anders als die Weltesche der Germanen wurzeln sie aber nicht in religiösen Vorstellungen – obwohl sie durchaus poetisch oder ästhetisch sein können –, sondern in beobachtbaren Daten, müssen sich mit diesen vereinbaren lassen oder sie plausibel machen. Taugt die Theorie nicht, wird sie verschwinden. Was weiter wachsen wird, ist unser kosmisches Bewusstsein.