Frankreich: Linkspolitiker Mélenchon verhöhnt Premier Valls
Der Linkspolitiker Jean-Luc Mélenchon gilt als enfant terrible der französischen Politik. Zuletzt beleidigte er Kanzlerin Angela Merkel via Twitter. Im Magazin "Closer" verhöhnte er jetzt den französischen Ministerpräsidenten Manuel Valls als "Roboter", der nur "vorgestanzte Phrasen" zu bieten habe.
Er hat es wieder getan. Jean-Luc Mélenchon, Franzose mit Rebellen-Image und Anwalt einer „Sechsten Republik“, hat einmal mehr die Nähe zum Volk gesucht. Und zwar die Nähe zu jenem Teil der Bevölkerung, der sich beim Warten beim Zahnarzt oder beim Friseur entspannt – blätternderweise. Der Linkspolitiker Mélenchon, der so etwas wie ein enfant terrible der französischen Politik ist, hat dem Klatschmagazin „Closer“ ein langes Interview gegeben. Darin erfährt man, dass er Valérie Trierweiler, der einstigen Lebensgefährtin des französischen Präsidenten, zu Beginn des Jahres während der Trennungswirren eine tröstende Botschaft zukommen ließ. Ferner ist zu lesen, dass Staatschef François Hollande, der mit Trierweiler nicht mehr zusammenleben mochte, in den Augen des Linkspolitikers nicht gerade ein Sympathieträger ist. Und den Premierminister Manuel Valls hält er für einen „Roboter“, der mit „vorgestanzten Phrasen“ arbeitet. In der von Mélenchon erträumten „Sechsten Republik“, mag man sich da denken, würden in Frankreich ganz andere Politikertypen zum Zuge kommen.
Der Linkspolitiker bringt seine Botschaften gern über "People"-Magazine an die Frau
Es ist nicht das erste Mal, dass Mélenchon seine Botschaften über ein „People“-Magazin an den Mann oder an die Frau zu bringen versucht. 2010 gestand er dem Magazin „Voici“, dass er ein großer Fan von Nicolas Sarkozys Ehefrau Carla Bruni sei. In der „Gala“ öffnete er 2012 sein revolutionäres Herz und vertraute dem Magazin an, dass er einen Liebesroman schreiben wolle.
Gerade in Deutschland gelingt es Mélenchon immer wieder, wegen seiner Angriffe auf den Kurs der Bundesregierung in der Euro-Krise für Aufmerksamkeit zu sorgen. Zu Beginn des Monats konterte er einen Reformaufruf von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) an die Adresse Frankreichs und Italiens mit einer drastischen Twitter-Botschaft: „Maul zu, Frau Merkel! Frankreich ist frei.“ Die Kanzlerin solle sich lieber um die Armen in Deutschland kümmern, meinte Mélenchon.
Mélenchons Interview im "Closer"-Magazin erinnert an das Dschungelcamp
Derartige Verbalinjurien ändern aber nichts daran, dass Mélenchons jüngster Auftritt in Frankreichs Hochglanzmagazinen ein wenig an die „Dschungelcamp“-Präsenz von B-Prominenten erinnert, die im Gespräch bleiben wollen. Die von Mélenchon gegründete französische Linkspartei dümpelt in den Umfragen im einstelligen Prozentbereich vor sich hin. Die Umfragen in Frankreich deuten trotz der schwierigen wirtschaftlichen Lage derzeit keineswegs auf einen Linksruck hin – ganz im Gegenteil: Die konservative Oppositionspartei UMP liegt vorn, gefolgt vom rechtsextremen Front National.
In Frankreich gibt es keinen Linksruck - im Gegensatz zu Spanien und Griechenland
Ein Linksruck zeichnet sich dagegen in zwei europäischen Ländern ab, deren Bevölkerung unter der Wirtschaftskrise noch viel mehr leidet als die Franzosen mit ihrem vergleichsweise immer noch gut gepolsterten Sozialstaat. In Spanien kommt die neue Linkspartei Podemos inzwischen auf einen satten Stimmenanteil von 25 Prozent. Der Erfolg von Podemos erklärt sich nicht nur aus der Wirtschaftskrise und der hohen Jugendarbeitslosigkeit in Spanien, sondern auch aus den Korruptionsskandalen der regierenden Konservativen. Da wirken die Podemos-Leute, die – ganz unglamourös – Diskussionszirkel im ganzen Land organisieren und Basisdemokratie wagen, für viele Spanier wie eine erfrischende Neuerung.
Auch die griechische Linkspartei Syriza hat es nicht nötig, in Hochglanzmagazinen um neue Wähler zu werben. Schließlich liegt sie in den Umfragen in Hellas ganz vorn. Wobei Syriza-Chef Alexis Tsipras durchaus einen gewissen Glamour-Faktor vorweisen könnte. Immerhin kam die deutsche Linken-Chefin Katja Kipping vor zwei Jahren in einem Interview zu der Feststellung, Tsipras sei „smart“ und „unkonventionell“.