Simon-Wiesenthal-Center: Linke mit "Toilettengate" auf Antisemitismus-Liste
Jedes Jahr veröffentlicht das Simon-Wiesenthal-Center eine Aufstellung judenfeindlicher und antiisraelischer Vorfälle. 2014 ist der "Toilettengate" der Linkspartei auf Platz vier gelandet. Platz eins geht an einen belgischen Arzt, der eine Jüdin nicht behandeln wollte.
Auf dieser Liste zu landen, ist kein Ruhmesblatt: Seit 2010 veröffentlicht das Simon-Wiesenthal-Center in Los Angeles jedes Jahr seine Top-Ten antisemitischer und antiisraelischer Vorfälle beziehungsweise Schmähungen weltweit. Jetzt ist die Aufstellung für 2014 publiziert worden – und vier deutsche Politikerinnen aus der Linkspartei belegen in diesem Ranking den vierten Platz.
Hintergrund ist der sogenannte "Toilettengate". Anfang November fand in einem Sitzungssaal des Bundestags ein "Fachgespräch" über Israel und den Gazakonflikt statt. Dazu hatten die Abgeordneten Inge Höger und Annette Groth zwei harsche Kritiker des jüdischen Staates eingeladen. Der amerikanische Publizist Max Blumenthal etwa soll in der Vergangenheit mehrfach den Zionismus als eine Form des Rassismus gebrandmarkt und Jerusalem Nazimethoden vorgeworfen haben.
Mit ihm auf dem Podium saß sein ebenfalls extrem israelkritischer Kollege David Sheen. Nach dem Gespräch zogen beide vor das Abgeordnetenbüro von Gregor Gysi – empört darüber, dass der Fraktionschef zuvor die Nutzung des Fraktionssitzungsraums und eine Veranstaltung mit Blumenthal und Sheen in der Berliner Volksbühne verhindert hatte.
Verfolgungsjagd im Bundestag
Die beiden Publizisten bedrängten Gysi und verfolgten ihn bis auf die Toilette. Höger, Groth sowie ihre Abgeordneten-Kollegin Heike Hänsel und Parteivorstandsmitglied Claudia Haydt standen dabei Spalier. Die Verfolgungsjagd hatte in der Partei eine erregte Debatte ausgelöst. Zahlreiche Funktionäre waren auf Distanz zu den vier beteiligten Politikerinnen gegangen. Das Simon-Wiesenthal schreibt dazu: Groth, Höger, Haydt und Hänsel hätten als Organisatoren und Teilnehmer beim Toilettengate eine wichtige Rolle gespielt, auch beim Schüren von Hass gegen Israel. "Sie sind Teil einer relativ großen Gruppe von sehr antiisraelischen Abgeordneten in der Linkspartei."
Auf Platz drei der antisemitischen Vorfälle des Jahres 2014 stufte das Simon-Wiesenthal-Center den Überfall auf ein jüdisches Paar im Pariser Vorort Creteil ein. Im Dezember waren mehrere Vermummte in eine Wohnung eingedrungen und hatten mit dem Hinweis "Ihr Juden habt immer Geld" den 21-jährigen Mann und dessen Freundin ausgeraubt. Die Frau wurde zudem vergewaltigt. Der antisemitische Angriff löste in Frankreich eine große Debatte über Judenfeindschaft aus.
Den zweiten Platz in der Top-Ten-Liste nehmen jordanische Parlamentarier ein. Diese hatten am 19. November, einen Tag nach dem Anschlag auf eine Synagoge im Westteil Jerusalems, die Attentäter als Märtyrer der arabischen und muslimischen Nationen gelobt. Die Angreifer waren mit Messern und Beilen in das Gotteshaus eingedrungen und auf Betende losgegangen. Vier Menschen kamen dabei ums Leben.
"Schick sie nach Gaza"
Rang eins geht an einen belgischen Arzt. Der Mediziner lehnte es ab, einer 90-jährigen Jüdin mit einem Rippenbruch zu helfen – mit dem Hinweis für ihren Sohn: "Schick sie nach Gaza für ein paar Stunden. Dann wird sie schnell von den Schmerzen befreit sein. Ich komme nicht.“
Laut Simon-Wiesenthal-Center soll die jährliche Liste eine weltweite Momentaufnahme sein und zeigen, wo und wie Antisemitismus massenkompatibel wird. Nach Einschätzung der Nichtregierungsorganisation war 2014 ein Jahr, in dem judenfeindlicher und antiisraelischer Hass "explodierte".