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Bijan Djir-Sarai bei einer Rede im Deutschen Bundestag im Juni 2021.
© imago images/C. Hardt
Update

Nachfolger von Volker Wissing in der FDP: Lindner schlägt Bijan Djir-Sarai als neuen Generalsekretär vor

Der 45-Jährige gilt als Freund von Parteichef Christian Lindner. Der Experte für Außenpolitik soll beim Parteitag im Frühjahr offiziell gewählt werden.

Was die Öffentlichkeitsarbeit angeht, ist er einer der fleißigsten in der FDP-Fraktion: Bijan Djir-Sarai. Hunderte von Pressemitteilungen verschickte der Bundestagsabgeordnete in der vergangenen Legislaturperiode. Von dem Konflikt in der Ukraine bis zum Militärputsch in Myanmar – der außenpolitische Sprecher der FDP im Bundestag ließ kaum eine Gelegenheit für ein schriftliches Statement aus, auch wenn Redaktionen ungefragt eingesandtes Material meist ignorieren.

Um Aufmerksamkeit kämpfen, das wird Djir-Sarai künftig wohl nicht mehr müssen. In der FDP soll er bald eine wichtige Rolle bekommen – die des neuen Generalsekretärs.

„Er ist der richtige Mann für diese hervorgehobene Aufgabe“, sagte Parteichef Christian Lindner am Montag. „Es geht darum, die FDP als Teil der Regierung erkennbar zu machen.“ Djir-Sarai soll das politische Profil der Liberalen schärfen.

„General“ und „Sekretär“

Der 45-Jährige – geboren in Teheran, aufgewachsen in NRW – will beides sein, wie er sagt: „General“ und „Sekretär“. Er will einerseits die „Abteilung Angriff“ übernehmen, also die Attacken gegen die politische Konkurrenz. Aber er will sich auch ums Parteileben kümmern, die „internen Prozesse“, nennt er es. „Wir sind nicht mehr in der Opposition“, sagt er. „Wir müssen uns als Partei weiterentwickeln.“

Gemeint ist: Die FDP will vielfältiger werden. „Bunter“, sagt Djir-Sarai. So wie die heutige Gesellschaft. „Das muss eine politische Partei entsprechend abbilden.“

Personell verkörpert die FDP die Vielfalt bislang eher nicht. Das zwölfköpfige Präsidium ist weiß, männlich und größtenteils westdeutsch geprägt. Menschen mit Migrationshintergrund sucht man an der Parteispitze vergeblich. Zumindest der Posten des Generalsekretärs dürfte bald eine Ausnahme darstellen, wenn Djir-Sarai wie erwartet vom Bundesparteitag im Frühjahr gewählt wird.

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Er wäre dann der dritte FDP-Generalsekretär seit 2019. Djir-Sarai soll auf Volker Wissing folgen, dem neuen Bundesverkehrsminister. Der war von Lindner erst im September 2020 ins Amt geholt worden, nachdem der Parteichef seine damalige Generalsekretärin, die Brandenburgerin Linda Teuteberg, geschasst hatte. Auch ihre Berufung war einst der Versuch gewesen, die FDP-Spitze „diverser“ zu machen. Doch das Experiment scheiterte, Teuteberg galt in der Partei als Fehlbesetzung.

Neues Image für die FDP

Es kann auch als eine Lehre daraus gedeutet werden, dass Lindner mit Djir-Sarai nun auf einen Vertrauten aus seinem persönlichen Netzwerk zurückgreift. Die beiden kennen sich lange, 2009 zogen sie zusammen über die NRW-Landesliste erstmals in den Bundestag ein. Dort befasste sich Djir-Sarai seither vor allem mit Außen- und Europapolitik, aber auch mit Themen wie Diskriminierung und Vielfalt.

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Eines seiner Ziele sei, die FDP attraktiver für Menschen mit Migrationshintergrund zu machen, sagt er. Viele aus dieser Zielgruppe wählten die Grünen. Das wolle er ändern. Auch wolle er dafür sorgen, dass künftig mehr Frauen in der FDP eine Führungsrolle übernehmen. „Das ist eine Notwendigkeit für eine liberale Partei“.

Als Talent aus der „zweiten Reihe“ gilt Djir-Sarai in der FDP schon länger – und auch als einer, der mit seiner Migrationsbiografie den Liberalen ein weltoffeneres Image geben könne. Als Elfjähriger kam er aus dem Iran nach Deutschland zu seinem Onkel im nordrhein-westfälischen Grevenbroich. Dort besuchte er das Gymnasium, trat mit 18 Jahren in die FDP ein und studierte im Anschluss BWL.

Die Promotion in dem Fach wurde ihm 2012 wegen Plagiaten in seiner Doktorarbeit aberkannt. „Das war ein großer Fehler, den ich aber eines Tages korrigieren werde“, sagt er heute. Die Zeit dafür wird in seinem Job als FDP-Generalsekretär aber wohl erst einmal nicht haben.

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