Teuteberg-Tiefschlag des FDP-Chefs: Gute Nacht, Herr Lindner
Wenn von einem Parteitag das Schlagwort "Altherrenwitz" hängenbleibt, ist etwas schief gelaufen. Und das ist noch geschmeichelt. Ein Zwischenruf.
Wenn auf einem Parteitag ein „Aufbruch“ ausgerufen wird, aber das Wort, das davon hängenbleibt, „Altherrenwitz“ lautet, ist etwas schief gegangen. Da hilft es auch nicht, wenn der Verursacher der unwitzigen Anzüglichkeit sich später für seine, wie er meint, „missverständliche Formulierung“ entschuldigt und eine Twitter-Ausnahme für sich einfordert, nämlich: „im Zweifel für den Angeklagten...“
Also nein, wo kämen wir da hin? Erbarmungslosigkeit gehört schließlich zum Erfolgskonzept von Twitter, und Christian Lindner weiß das a) sehr gut und b) auch zu nutzen.
Darum: keine Nachsicht dafür. Wofür? Dafür, dass er bei den Abschiedsworten für Linda Teuteberg, die auf seinen Wunsch hin vorfristig das Amt der FDP-Generalsekretärin aufgeben musste, darauf hinwies, dass sie „ungefähr 300 Mal den Tag zusammen begonnen haben“. Das sagte er auf der Bühne. Eine Hand gestikulierend, die andere in der Hosentasche. Es folgte eine kleine Pause. Leichtes Zurücklehnen und dann – verschmitzt – die Erklärung. Gemeint sind die täglichen morgendlichen Telefonate zur Lage der Politik und „nicht, was ihr jetzt denkt.“ Aber was haben wir gedacht? Oops, jetzt hat er sich verplappert, und die teilten ein Bett? Oder: Hilfe, wo ist hier der Aus-Knopf?
Wenn dieser Anzüglichkeitsanfall ein vorbereiteter Gag war, um Stimmung zu machen, dann gute Nacht, Herr Lindner. Und gute Nacht auch gleich noch mit an alle, die sich von seinem „nicht, was ihr jetzt denkt“ unwidersprochen haben eingemeinden lassen. Die keinen Sinn hatten für die plumpe Abwertung, die in so einer kurz vom Podium herunter entworfenen Linda-Lindner-morgens- zusammen-Phantasie liegt. Wo blieb da bitte die Solidarisierung? Ach nee, richtig, war ja FDP.
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Aber vielleicht handelte es sich ja tatsächlich um eine „missverständliche Formulierung“, das kann auch Profirednern passieren, man bleibt ja Mensch. Und jemand, der viel zu tun hat, kann auch nicht immer alles im Kopf haben, kann nicht immer auf der Höhe gesellschaftlicher Debatten sein.
Aber dann doch bitte: glaubwürdige Entschuldigung, und zwar nicht bei den Twitter-Meckerern, sondern bei der Betroffenen – und auch bei den möglicherweise gepeinigten sonstigen Anwesenden. Da die nicht kam, bleibt festzuhalten: Der Mann, der eine kleine Partei größer machen möchte, weiß nicht, was er redet, und wie er damit umgehen soll. So gesehen könnte man direkt wünschen, dass der angekündigte „Aufbruch“ auch ein Weckruf in eigener Sache ist.
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