Die Macht der Zahlen: Laschet vs. Söder – wie wichtig sind Umfragewerte?
Armin Laschets Unterstützer in der Union wollen beim Thema K-Frage auf Umfragen wenig geben. Zurecht? Was Demoskopen sagen.
In der Frage, wer der Kanzlerkandidat der Union werden soll, stehen sie ständig im Fokus: die Umfragewerte. CSU-Chef Markus Söder erklärt sie zu einem „wichtigen Maßstab“. Unterstützer von CDU-Chef Armin Laschet argumentieren dagegen, Umfragen seien nicht entscheidend. Beliebtheitswerte könnten sich schnell ändern – zu beobachten an Gesundheitsminister Jens Spahn. Es komme auf Verlässlichkeit an, auf Charakter und Programm.
Wie wichtig sind sie also, die Umfragewerte? Das jüngste Politbarometer ist ein erneuter Tiefschlag für Armin Laschet. Nur 29 Prozent sagen, er sei geeignet als Bundeskanzler, bei Söder sagen das 63 Prozent. Eine andere Umfrage in dieser Woche ergab, dass nur vier Prozent der Deutschen Laschet für führungsstark halten und nur zwölf Prozent sehen ihn als vertrauenswürdig.
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„Jede einzelne Umfrage ist für sich genommen ist nur eine Momentaufnahme“, sagt Nico Siegel, Geschäftsführer vom Meinungsforschungsinstitut infratest dimap. „Dutzende Umfragen über mehrere Wochen und Monate ergeben ein zumindest vorübergehend verfestigtes Meinungsbild.“ Da liege Söder klar vorn – und zwar über alle Bevölkerungsgruppen und Parteianhängerschaften hinweg.
Es stimme zwar, dass sich so ein Meinungsbild auch wieder ändern könne. „Es ist leicht, positive Attribute wie Führungsstärke oder Verlässlichkeit zu verspielen. Davor ist niemand gefeit“, sagt Siegel. Noch schwieriger sei es aber, ein negatives Image wieder in ein positives zu verwandeln. „Es ist möglich, bedarf aber einer äußerst klugen strategischen Positionierung und einer konsistenten Demonstration der eigenen Stärken und Fähigkeiten“, sagt der Meinungsforscher.
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Der Demoskop Richard Hilmer verweist auch auf das veränderte Wählerverhalten. „Die Parteien können sich heute nicht mehr so sehr auf die Parteibindung verlassen wie etwa noch zu Kohls Zeiten“, sagt er. Die Wähler seien viel volatiler geworden. „Das macht Personen umso wichtiger.“ Und in Krisenzeiten habe das Vertrauen in Personen nochmal eine größere Bedeutung. „Söder wird in der Corona-Politik als entscheidungsfreudig und stringent wahrgenommen, Laschet als Zögerer und Zauderer“, sagt Hilmer.
„Mit Laschet würde die Union nicht ins Bodenlose fallen“
Aber wie stark würde es sich auf die Wahlergebnisse der Union auswirken, wenn sie trotz allem Laschet zu ihrem Kandidaten macht? Das Umfrageinstitut Insa hat das für „Bild“ ermittelt.
Mit Laschet als Kanzlerkandidat würden aktuell 27 Prozent der Befragten der Union ihre Stimme geben – das liegt nur leicht unter den aktuellen Umfragewerten. Mit Söder als Kanzlerkandidat wären es aber 38 Prozent. „Mit Laschet würde die Union nicht ins Bodenlose fallen, sondern in etwa ihren jetzigen Stand halten“, sagt Insa-Chef Hermann Binkert. „Aber mit Söder hätte sie die Chance, darüber hinaus viel mehr Wähler anzusprechen.“