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Bundeskanzlerin Angela Merkel (r.) und die CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer (l.).
© Kay Nietfeld / picture alliance/dpa

AKK und das Kanzleramt: Lange darf sich AKK nicht mehr Zeit lassen

üEin baldiger Wechsel im Kanzleramt wäre wohl kaum boshaft – denn Merkel nützt der Union immer weniger. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Manchmal sind es nur kleine Worte, die große Bedeutung erlangen. Oder erlangen können. Also, dass Annegret Kramp-Karrenbauer „nicht mutwillig“ auf einen Wechsel im Kanzleramt hinarbeitet, wie sie sagt. Das sagt viel mehr über die Situation, als die CDU-Vorsitzende wahrscheinlich zugeben wollte. Nicht mutwillig, nein, das hat ihr auch keiner unterstellt, außer vielleicht die Amtsinhaberin, Angela Merkel. Die denkt ja wohl auch (und andere sagen es), dass AKK den Kurs ihrer CDU gerade nach rechts verschiebe.

Dabei war die Bundeskanzlerin doch schon auch ein bisschen stolz darauf, die CDU zu einer Partei der Moderaten gemacht zu haben. Zu einer Partei, die den Sozialdemokraten viel an Thematik und Wählern abgenommen hat, zu einer SDU.

Mutwillig hieße ja auch, dass es leichtfertig oder provozierend boshaft geschähe. Das ist es aber tatsächlich nicht. Leichtfertig nicht, weil ein Wechsel sowieso nicht einfach wäre, allerdings andererseits inzwischen doch angeraten, so weit, wie sich Merkel von der Partei entfernt hat; absichtsvoll, wie meinen kann, wer sie beobachtet.

Für die kommenden Wahlen bedeutet das nur, dass die Kanzlerin der CDU bei der Stammwählerschaft nicht von Nutzen ist. Eher im Gegenteil, bei den drei Wahlen in Ostdeutschland könnte der „Merkel-muss-weg“-Effekt noch einmal greifen – gegen die um jede Stimme bangende und kämpfende CDU.

Darum wäre es auch nicht boshaft, im Sinne der CDU und der Union insgesamt, also auch gemeinsam mit der CSU, einen Kanzlerinnenwechsel voranzutreiben. Bei der CSU sind die Sympathien schon klar verteilt: Annegret Kramp-Karrenbauer kann kommen. Was im Umkehrschluss nicht erst seit Kurzem bedeutet, dass ein Abschied von Merkel bei den Christsozialen nicht allzu viele Tränen zur Folge haben würde.

Sehr lange darf sich die Sache mit AKK auch deshalb nicht mehr Zeit lassen. Das Momentum der Neuen verliert sich, wie sich daran ablesen lässt, dass der Wechsel im Parteivorsitz der Union auch nicht eben rasend viele Prozentpunkte in Meinungsumfragen bringt. Macht muss man auch wollen, lautet eine Erkenntnis, von der zumal die gegenwärtigen CSU-Oberen ein Lied singen können. Sie werden AKK bald bedeuten, dass sie ihre Chancen nicht mutwillig verspielen darf.

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