40 betroffene Kreise in Baden-Württemberg: Land verteilt 30.000 Impfdosen zusätzlich wegen Delta-Variante
Einige Kreise erleben wegen der Delta-Variante wieder größere Corona-Ausbrüche. In Baden-Württemberg sollen jetzt zusätzliche Impfdosen helfen.
Die Deltavariante breitet sich zunehmend in Deutschland aus. Vor allem auch in Baden-Württemberg.
Nach den Daten des Landesgesundheitsamts, das die Corona-Meldungen der Kreise in Baden-Württemberg sammelt und auswertet, wurde die Delta-Variante bislang in 40 Stadt- und Landkreisen in Baden-Württemberg mindestens einmal nachgewiesen (Stand: 21.06.2021), wie das Gesundheitsministerium mitteilt.
Betroffen ist unter anderem der Landkreis Göppingen. Bei den jüngsten Ausbrüchen dort seien unter anderem drei Schulen, einige Kindergartengruppen, Firmen und Familien betroffen, berichtet die „Stuttgarter Zeitung“. Dabei sei ein Ausbruch mit der hochansteckenden Delta-Variante entdeckt worden, sechs Mitglieder einer Familie seien infiziert, sagte Clarissa Weber, die Sprecherin des Landratsamts der Zeitung.
[Korrekturhinweis der Redaktion: In einer früheren Version dieses Artikels hieß es, dass Göppingen derzeit eine Inzidenz von mehr als 80 hat. Das ist nicht zutreffend. Tatsächlich liegt die Inzidenz bei etwa 29. Der Fehler kam wegen einer fehlerhaften Übertragung der Rohdaten in unser Zahlendashboard zustande. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.]
Eine weitere Infektion mit der Delta-Mutation sei vor einigen Wochen (Stand 23. Juni) nachgewiesen worden. Auch im Landkreis Esslingen haben sich bereits elf Menschen mit der Mutation infiziert. Zudem würden drei weitere Verdachtsfälle noch untersucht.
Baden-Württemberg reagiert jetzt auf die Häufung von Deltafällen und will mit extra Impfdosen gegensteuern. 30.000 zusätzliche Impfdosen von Johnson & Johnson, die vom Bund zusätzlich geliefert werden, werden an die 40 Kreise geliefert, in denen die Variante bisher mindestens einmal nachgewiesen wurde. Göppingen bekommt 700 zusätzliche Impfdosen.
Heilbronn kratzt an 35er-Inzidenz
Das führt zum zweiten, etwas weniger stark rot aufleuchtenden Fleck auf der Inzidenzkarte: Heilbronn. Die Stadt am Neckar, etwa 50 Kilometer nördlich der Landeshauptstadt Stuttgart gelegen, verzeichnet laut Tagesspiegel-Zahlen eine Inzidenz von 31. Hinzugekommen sind 39 neuen Fällen in den letzten sieben Tagen.
Wie die „Heilbronner Stimme“ berichtet, mache die Delta-Variante dabei fast ein Drittel der Corona-Fälle aus. Immer mehr Covid-19-Infektionen seien auf Delta zurückzuführen. Seit dem ersten Nachweis der hoch ansteckenden Variante am 1. Juni seien im Stadtkreis Heilbronn insgesamt 19 Fälle von Laboren betätigt worden, heißt es.
Delta-Anteil um 30 Prozent erhöht
Während in den ersten beiden Juniwochen acht Prozent der Infektionsfälle durch die Delta-Variante hervorgerufen worden seien, habe sich dieser Anteil auf über 30 Prozent erhöht, wird die Stadt Heilbronn zitiert. Landesweit liege die Quote bei etwa zwölf Prozent (Stand 25. Juni). „Die Stadt ist von der Delta-Variante relativ stark betroffen“, sagte dazu Peter Liebert, Leiter des Städtischen Gesundheitsamts der „Heilbronner Stimme“.
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Dabei hätten sich die Personen auf unterschiedlichen Wegen infiziert. Die ersten drei laborbestätigten Fälle gingen auf drei Reiserückkehrer einer Mittelmeerkreuzfahrt zurück. Zwei weitere Personen steckten sich am Arbeitsplatz in einem Unternehmen im Landkreis an. Drei Infektionen wurden bei Kitakindern festgestellt. Viele dieser Fälle hätten das Virus in der Folge in ihren Familien weitergegeben und so drei weitere Infektionsfälle verursacht.
Heilbronns Oberbürgermeister Harry Mergel zeigt sich besorgt über die aktuelle Lage, berichtet die Heilbronner Stimme weiter. Es sei wichtig, alle Fälle zu entdecken, sagte er. Auch wenn so die Infektionszahlen steigen, könnte man mit jeder nachgewiesenen Infektion durch die damit verbundene Quarantäne-Anordnung andere schützen.
Er appellierte, sich impfen zu lassen. „Impfen ist derzeit die wichtigste Säule im Kampf gegen die Pandemie. Nehmen Sie unsere Impfangebote wahr: im Kreisimpfzentrum in Horkheim oder unsere dezentralen Angebote in der Stadt.“
Ab Montag tritt in Baden-Württemberg eine neue Coronaverordnung in Kraft, die ab einer Inzidenz von zehn Lockerungen vorsieht. Gilt die Inzidenzstufe eins, bedeutet das unter anderem, dass sich 25 Personen aus beliebig vielen Haushalten treffen dürfen oder dass Diskotheken unter bestimmten Voraussetzungen öffnen dürfen. Liegt die Inzidenz über zehn, sind maximal 15 Personen aus vier Haushalten erlaubt und Discos bleiben zu.
Auch die 35er-Marke spielt in der neuen Verordnung Baden-Württembergs eine wichtige Rolle. In Landkreisen, die unter 35 liegen, können die Menschen ab Montag ohne den sogenannten 3G-Nachweis Sport treiben, Gaststätten oder Spielhallen besuchen. Außerdem stehen ihnen die Türen von Freizeitparks oder Bädern wieder offen und auch einkaufen geht wieder problemlos. Dasselbe gilt für Kultureinrichtungen. Auch die Anzahl der Personen wird nicht beschränkt. (Tsp)